Mein „Waldgarten“

Ja, es gab einen Plan, als ich angefangen habe den neu angelegten Garten zu bepflanzen. Das heißt ich habe verschieden große Kringel mit Zahlen drin auf die Skizze des Gartens gezeichnet um wenigstens so halb abschätzen zu können wie viele Pflanzen ich denn brauche.
Ich muss wohl nicht dazu schreiben, dass ich mich teilweise ordentlich verschätzt hatte.

Wie man die Struktur dann nennt, die ich da im Garten aufgebaut habe, und sich nun mit dem Lauf der Jahre entwickeln wird, das war mir nicht klar.
Der Garten ist völlig abseits von den konventionellen Gärten mit einer großen Rasenfläche und drum herum einige Stauden, Sträucher und vielleicht sogar Bäumen.
Bei mir gibt es keinen Rasen. Ich finde den Anblick eines gut gepflegten Rasens optisch recht langweilig. Das ist nichts was ich mir selbst anlegen möchte. Was ich dagegen spannend finde sind verschiedene Pflanzen, unterschiedlich in der Blattform und -farbe, Blütenzeit und -farbe und generell unterschiedliche Formen der Gewächse.
Dabei sollte es nicht unbedingt ein „Urwald“ sein. Eher ein lockeres, licht- und winddurchlässiges Dings.. ein lichter Wald oder Waldrand.

Und genau diese Art Struktur wird mit einem „Waldgarten“ oder auf englisch Food Forest ganz gut beschrieben.

Ein solcher Waldgarten ist in verschiedene Vegetationsschichten unterteilt:

  • Baumschicht (ab 8m aufwärts)
    • Hohe, langlebige Bäume
    • Spenden Schatten und schützen den Boden.
  • Untere Baumschicht (ca. 4-10m)
    • Kleinere Obst- und Nussbäume
    • Tragen Früchte und locken Bestäuber an.
  • Strauchschicht (ca. 1-4m)
    • Sträucher in verschiedenen Höhen
  • Krautschicht (ca. 0,3-1,5m)
    • Stauden, Wild- und Heilpflanzen aber auch Küchenkräuter und Gemüse
    • Erhöht die Artenvielfalt und verbessert den Boden.
  • Bodendeckerschicht (bis ca. 30cm)
    • Flach wachsende Pflanzen
    • Verhindert Erosion und unterdrückt Unkraut.
  • Wurzel- & Knollenschicht
    • essbare Gemüseknollen, aber auch Knoblauch und Zwiebeln
    • Lockern den Boden und speichern Nährstoffe.
  • Kletterpflanzen (Vertikale Schicht)
    • Kletterpflanzen, die an Bäumen oder Gerüsten hochwachsen.

Mein Garten ist mit ca. 100qm bepflanzbare Fläche nun nicht so klein, aber er ist natürlich umgeben von weiteren Grundstücken und Häusern und es gibt so etwas wie Grenzabstände, die gerade bei der Pflanzung von Bäumen beachtet werden wollen.
Bäume mit einer Höhe von 8m oder mehr kann ich hier schlicht nicht pflanzen und zum anderen habe ich keine Chance so ein Ding dann noch zu pflegen.

Hinsichtlich der Grenzabstände für diverse Gewächse hat Lubera hier mal eine Übersicht zusammen getragen.

Das heißt, dass mein persönlicher Wald hier bis zu einer Höhe von 4m (+/- 1m) wachsen darf.
Ich fange in dieser oben beschriebenen Struktur erst mit der unteren Baumschicht an. Diese Baumschicht besteht bei mir aus Obstbäumen wie Marillen, Birnen und Apfelbäumen in verschiedenen Formen als Zwergvariante, Säulenbaum, Buschbaum oder maximal Halbstamm.
Darauf folgen diverse Sträucher, wobei die „Großsträucher“ ihren Platz am Zaun gefunden haben. Diese Sträucher dürfen irgendwas zwischen 1,5m aufwärts groß werden, so dass es eben zur anderen Heckenbepflanzung in der Höhe der Gewächse der Nachbarn passt.
Kleinere Sträucher fanden ihren Platz um die Bäume herum, durchmischt mit diversen Stauden, Rosen und Kräutern
An der Schicht mit den Bodendeckern arbeite ich noch an diversen Stellen, aber ja das ist fest eingeplant und so gedacht, dass der Boden überall bedeckt ist. Wobei mir da auch ein selbst angesiedeltes Schaumkraut sehr willkommen ist.

Die Wurzelschicht wird bei mir nur teilweise genutzt. Mal hier ein Knoblauch oder ein paar Zwiebeln, mal ein paar rote Bete und vielleicht später auch mal Karotten, wenn mir danach ist. Zuviel will ich da nicht tun um die Erdschicht für die verschiedenen Bäume und Sträucher mit Herzwurzelform, Flachwurzeln und andere Wurzelformen nicht zu stören.

Und auch die vertikale Geschichte mit Kletterpflanzen ist für meinen Garten etwas zu unterdimensioniert.
Winden werden sich so oder so zeigen, die dann die Bäume hochranken werden, so wie sie es nun ja auch schon tun, aber eine kultivierte Kletterpflanze werde ich nicht anpflanzen.

Wenn man nun nach Beiträgen, gleich welcher Art, nach Waldgarten oder Food Forest sucht, dann werden diese Themen sehr gerne in Verbindung mit Permakultur und/oder Selbstversorgung dargestellt. Wahlweise mit beliebig viel Geschwurbel und alternative Lebensweisen und Lebensweisheiten dazu.
Das ist, wenn man nur ein bisschen was zu der Struktur und dem Aufbau wissen will, teilweise sehr anstrengend. Daran ist an sich nichts falsch und vor allem die Permakultur und auch die Selbstversorgung sind interessante und große Themen für sich, aber wenn man sich nur für die fachlichen Informationen zum Aufbau eines „Waldgartens“ interessiert, dann wird das unangenehm mit so vielem, in dem Moment für mich, nicht relevanten Dingen bombardiert zu werden.

Waldgarten und Permakultur ist eine gute Idee und in ein paar Jahren wird sich vielleicht auch bei mir das entsprechende Ökosystem soweit etabliert haben, dass das auch funktionieren kann. Jetzt am Anfang funktioniert das noch nicht ganz so gut.
Im Moment warte ich noch auf ein Ding mit dem ich die Abschnitte der Pflanzen klein bekomme um sie als eine Art Mulch zu verwenden. Also ein Art manueller Häcksler für dünne Ästchen und Zweige.

Selbstversorgung steht bei mir nicht im Fokus. Ich finde es toll etwas ernten zu können und mal da und hier ein Kraut für den Salat zu zupfen und mich auch mal darüber zu ärgern, wenn die Tiere schneller an den Früchten waren als ich, aber wir haben den Luxus, dass wir unsere Ernährung aus jedem x-beliebigen Supermarkt bestreiten können und das nehme ich weiterhin auch gerne in Anspruch. Platz für das ein oder andere Gemüse bietet der Garten aber auch und das ist auch sehr schön so.

Das im Gesamten ist die Beschreibung was ich mit dem Garten vor habe und wie ich mir wünsche, dass er sich in ein paar Jahren entwickelt.
Nach wie vor gilt aber, dass ich kaum Ahnung habe und einfach ausprobiere was klappt und was eher weniger.
Im Moment freue ich mich vor allem über die vielen Blumenzwiebeln, die nun im Zaunbereich wachsen, über den wilden Huflattich, der sich im letzten Jahr schon angesiedelt hat und ganz generell über alles was so kommt und wächst.

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