Gundremmingen: Die Sprengung der Kühltürme des AKW

Seit dem 28.05.2024 liegt für das Werk in Gundremmingen die letzte notwendige Genehmigung zum Rück- und Abbau den Atomkraftwerks vor. (Pressemitteilung von RWE)
Die Kühlturm-Sprengung, die heute statt findet, ist nur ein Schritt von vielen. Die weiteren Arbeiten in der Anlage folgen noch und sind komplexer, länger und kostenintensiver als die Sprengung.
Gesamt dauert der Prozess zum Rückbau eines AKW in Deutschland wohl circa 15 bis 20 Jahre.
Bei den Kühltürmen handelt es sich um nicht radioaktiv-kontaminierte Bauelemente der Anlage eines AKW, daher kann deren Sprengung bereits früh nach der „Nachbetriebsphase“ erfolgen. Erst danach beginnen dann die Arbeiten an den kontaminierten Elementen.
Bei Gundremmingen wurde der letzte Block (Block C) bereits 2021 abgeschaltet, daher kann nun bereits die Sprengung der Kühltürme vorgenommen werden.

Laut einem Video der Augsburger Allgemeinen soll der Abbau des Kernkraftwerks bis 2040 abgeschlossen sein. (KKW Gundremmingen: so sieht der Zeitplan für den Abbau aus – Augsburger Allgemeine, 16.11.2015) Der weitere Rück- und Abbau des Kraftwerks wird sich also noch über Jahre erstrecken.

Die Sprengung ruft sowohl Atomkraftgegner, wie auch Befürworter auf den Plan. Die Atomkraft war und ist wohl schon immer ein kontroverses Thema so wie eben die Energieversorgung Deutschlands ganz allgemein.

Die Sprengungen selbst sollen um 12 Uhr ausgelöst werden, dabei werden die beiden Kühltürme zeitversetzt gesprengt. Kurz davor wird auch bereits kleinere Sprengung statt finden, mit dem Ziel dort angesiedelte Tiere zu vergrämen, so dass diese optimalerweise die Flucht ergreifen und nicht zu Schaden kommen.

Die Heidenheimer Zeitung hat ein Video der Sprengung auf Youtube veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=wMr-hkSD_O0

Seit 2006 dient das AKW Gundremmingen auch als Zwischenlager für Atommüll und ist mit den maximalen Lagermöglichkeiten von bis zu 192 Castoren das größte in ganz Deutschland. Zwar ist das Zwischenlager temporär gedacht, allerdings wird es so lange betrieben bis ein Endlager gefunden und eingerichtet wird.

Vor der Sprengung werden entsprechende Vorkehrungen getroffen, so dass die Halle und die darin gelagerten Castor Behälter keinen Schaden nimmt.

Störfälle und ein Großunfall

Mit 463 meldungspflichtigen Störfällen in Block B und 116 Störfällen in Block C (Stand 30.11.2020) zählte das Kernkraftwerk in Gundremmingen nach dem Kernkraftwerk in Neckarwestheim zu den störanfälligsten Anlagen.

Am 13. Januar 1977 gab es im Block A, mit dem das Atomkraftwerk 1966 in Betrieb ging, einen Großunfall.

Bei kaltem und feuchtem Wetter traten an zwei stromabführenden Hochspannungsleitungen Kurzschlüsse auf. Bei der dadurch eingeleiteten Schnellabschaltung kam es zu Fehlsteuerungen. Nach zirka zehn Minuten stand im Reaktorgebäude das Wasser etwa drei Meter hoch und die Temperatur war auf rund 80 Grad Celsius angestiegen. Durch die Fehlsteuerung kam es dazu, dass zu viel Wasser zur Notkühlung in den Reaktor gepresst wurde. Durch Überdruck-Ventile gelangten – unterschiedlichen Quellen zufolge – zwischen 200 m³ und 400 m³ radioaktives Kühlwasser (ca. 280 Grad Celsius) in das Reaktorgebäude. Im Gegensatz zu den heutigen besaßen die damaligen Siedewasserreaktoren noch keine Kondensationskammern, sondern bliesen den Dampf in ein Volldruck-Containment ab. Das im Gebäude befindliche Wasser wurde später, wie auch die Gase, kontrolliert ins Freie geleitet.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Gundremmingen)

In dessen Folge blieb der Block A außer Betrieb und wurde abgebaut.

Die Blöcke B und C wurden ab 1976 geplant und gebaut und gingen zeitversetzt im Frühjahr und Herbst 1984 ans Netz.

Die Kühltürme des AKW Gundremmingen aus einiger Entfernung

Quellen und weitere Links:
Augsburger Allgemeine – Abbau des AKW in Gundremmingen dauert wohl Jahrzehnte
Wikipedia – Erkundungsbergwerk Gorleben
Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung – Der Atomausstieg in Deutschland
grs.de – Stilllegung und Rückbau: Der letzte Lebensabschnitt eines Kernkraftwerks

Kommentare

2 Antworten zu „Gundremmingen: Die Sprengung der Kühltürme des AKW“

  1. Ich habe nicht weit davon entfernt zwei Jahre gewohnt und der gruselige Anblick hat mich immer begleitet. Ein Grund, warum ich mich sehr früh politisch engagiert habe.

    1. Verständlich.
      Ich habe beim Versuch zu studieren später auch das Vergnügen gehabt ein paar Kernphysiker kennen zu lernen, die dort gearbeitet haben. Dadurch habe ich teilweise mehr darüber erfahren als ich je wissen wollte.

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