Springerle

Bei meinem Besuch des Ulmer Weihnachtsmarkts habe ich natürlich auch wieder mal Holz Model für Springerle und auch gebackene Springerle gesehen. Bisher hielt mich das typische Anisaroma davon ab, mal selbst zu versuchen Springerle zu backen. Denn der Anis ist zumindest traditionell ein fester Bestandteil dieses Feingebäcks. Entweder die Springerle werden auf ein Backblech mit Anissamen gesetzt zum Trocknen und zum späteren Backen und manches mal kommt der Anis auch in gemahlener Form direkt in den Teig. Und zumindest als Kind konnte man mich mit den liebsten Plätzchen meiner Mutter, was klassisch Anislaible waren, jagen.

Dieses Jahr aber möchte ich doch daran wagen und dafür habe ich mir ein paar hübsche Model bestellt und zum testen ob ich Anis als erwachsene Person nun anders wahrnehme auch ein paar fertige Springerle bestellt.

Kleiner Spoiler: Anis und ich werden weiterhin keine Freunde. Aber Kardamom, Vanille und vielleicht sogar ein bisschen Kakao kann ich mir aktuell ganz gut als Aromen für die Springerle vorstellen.

Verschiedene Springerle Model mit weihnachtlichen und floralen Motiven in einem Korb

Die Historie

Gebäck mit Motiven zu verzieren, in dem man eine Negativform in den Teig drückt, geht weit zurück. Das haben schon die alten Griechen und Römer gemacht. Aber auch schon zuvor im heutigen Indien, Mesopotamien und Ägypten war diese Technik verbreitet.
In Europa hielt diese Art der Motivprägung auf Gebäcken mit den Mönchen Einzug, so dass um das 14. Jahrhundert solche Holzmodel gefunden werden konnten. Diesem Ursprung folgend waren, in einer Zeit in der viele Personen nicht lesen oder schreiben konnten, biblische oder religiöse Darstellungen ab dem 16. Jahrhundert sehr verbreitet. Durch die weitere Verbreitung des Zuckers wurde ein so gestaltetes Gebäck auch erschwinglicher, so dass es nun keine Seltenheit mehr war. Zum Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Gebäck von den Bäckereien hergestellt.

Mit jeder folgenden Epoche, wie der Barock, Rokoko, Biedermeier, etc. veränderten sich die Motive der Model für die Feingebäcke und auch die heutige Zeit bringt ganz eigene Motive oder eine bestimmte Art der Darstellung mit.
Ab den 1970er wurde damit begonnen historische Model zu „kopieren“ so, dass wir heute die Möglichkeit haben, Model mit historischen aber eben auch neuen Motiven zu erstehen.

Das Springerle mit Motiv und Füßchen

Bei den Springerle handelt es sich um ein Eierschaum-Gebäck. Nach dem das Motiv in den Teig gedrückt wurde, soll die Oberfläche der jeweiligen Gebäckstücke trocknen und erst danach folgt das Backen. Dadurch, dass die angetrocknete Oberfläche hart geworden ist, kann der noch weiche Teil des Teigs nur nach unten aufgehen, was dann das „Füßchen“ bildet. Auf diese Weise erhält sich das Motiv über den Backvorgang hinaus und so entsteht auch das „Füßchen“, das manche von euch vielleicht von den Macarons kennen.

Springerle wurden früher aber nicht nur zu Weihnachten hergestellt und gegessen. Es gibt ganz diverse historische Motive, die beispielsweise eine Hochzeit, die Ernte, den Frühling oder andere Situationen und Gelegenheiten im Jahr abbilden.

Vorbild für heutige Motivprägungen?

Heute sind diese Holz-Model und Plätzchen ja fast schon wieder modern. Vor einigen Jahren waren doch diese Plätzchen so in, die ähnlich einem solchem Model mit einer entsprechend geprägten Oberfläche eines Nudelholzes verziert wurden.
Bei normalen Plätzchen erhält sich so ein Motiv allerdings nur dann, wenn der so verzierte Keksteig vor dem Backen kurz eingefroren wird. Und natürlich geht es deutlich schneller, als die Herstellung eines Springerle, das mit der Trocknungszeit durchaus 2 Tage in Anspruch nimmt. Zumal der Verzehr der Springerle erst nach einer Lagerzeit von ca. 3-4 Wochen angedacht ist.

Und nun..

..steht mein eigener Backversuch an, also irgendwann in den nächsten Wochen. Höchstwahrscheinlich wird dieser ohne Anis, aber dafür eben mit anderen Aromen geschehen. Das wird wieder so ein typisches Küchenabendteuer bei dem ich vorher kaum abschätzen kann, was am Ende raus kommt.

Meine Model, die ich hier nun angesammelt habe, sind nicht geerbt und noch nicht lange in meinem Besitz. Sie sind auch nicht aus Holz sondern aus einem Polymergemisch. Wie aber die alten klassischen Model aus Holz hergestellt werden zeigt sehr anschaulich folgendes Video:
SWR – Handwerkskunst: Wie man ein Model schnitzt und Springerle backt

Quellen und weitere Links:
https://www.springerle.com/geschichte.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Springerle

Auf den Bildern sind Produkte der Firmen Änis-Paradies (https://www.springerle.com/) und Emma’s Springerle (https://springerle.net/) zu sehen. Die Produkte sind selbst gekauft. Es besteht keine Kooperation mit den genannten Firmen.

Kommentare

2 Antworten zu „Springerle“

  1. Oh, wie toll! Ich habe letztes Jahr welche gebacken mit klassischem Teig. Das ging auch über 2 Tage mit trocknen lassen und so. Die fertigen Springerle fand ich sowohl lecker als auch sehr dekorativ. Dieses Jahr war es mir allerdings zu viel Arbeit.
    Bin gespannt, wie deine Springerle werden.
    Liebe Grüße
    Kerstin

    1. Ich bin auch sehr gespannt. Aber zuerst muss ich mir wohl ein Zeitfenster irgendwie freischaufeln. Dieses Wochenende passt es schon mal nicht mehr hinein. Aber die Dinger dürfen bei mir auch nach Weihnachten entstehen. Dann eben, wenn mir danach ist.

Likes

Neuveröffentlichungen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert