Nachdem ich bei der Recherche zu Rudolf Manga Bell festgestellt habe, dass ich hinsichtlich Deutschland als Kolonialmacht Wissenslücken habe, habe ich mich genau zu diesem Thema ausgiebig informiert.
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, dass das Thema zur Kolonialmacht im Geschichtsunterricht damals in der Schule so viel unterrichtet wurde. Und auch wenn der Unterricht, den ich miterlebt habe nun schon eine ganze Weile her ist, hoffe ich, dass das nun anders ist. Denn auch hier haben wir eine Historie erzeugt, die man kennen sollte.
Bei der Erstellung des Beitrags wurde KI (künstliche Intelligenz) in Form von ChatGPT genutzt. Dieser Blogartikel hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit, er ist im Rahmen einer persönlichen Recherche entstanden.
- Wie Deutschland zur Kolonialmacht wurde
- Deutschland als Kolonialmacht in Afrika
- Deutschland als Kolonialmacht in Ozeanien und Ostasien
- Das Ende der deutschen Kolonialmacht
Wie Deutschland zur Kolonialmacht wurde
Ab den 1840er Jahren forderten vor allem private und wirtschaftliche Gruppen im Deutschen Bund und Zollverein deutsche Kolonien, während staatliche Initiativen fehlten. Die Hamburger Kolonialgesellschaft versuchte 1839, die Chathaminseln für deutsche Auswanderer zu erwerben, scheiterte jedoch an britischen Ansprüchen. Der 1842 gegründete Verein zum Schutz deutscher Einwanderer in Texas wollte eine Kolonie „Neu Deutschland“ gründen, doch die Annexion durch die USA machte das unmöglich. Von 1848 bis 1884 wuchs die privatwirtschaftliche Kolonialbewegung, etwa durch den 1849 gegründeten Colonisations-Verein in Hamburg.
Staatliche Kolonialversuche gab es ab 1857: Österreich erkundete die Nikobaren, übernahm sie aber nicht. Preußen plante ab 1859 die Besetzung der chinesischen Insel Formosa mit Zustimmung Frankreichs, setzte dies jedoch wegen zu schwacher Kräfte und Rücksicht auf Handelsbeziehungen nicht um. Stattdessen sollte ein preußisches Schiff Patagonien als potenzielle Kolonie erkunden, doch Erschöpfung der Mannschaft führte zur Rückkehr.
Kolonialpolitik unter Bismark
Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 und weiteren Angeboten von Inseln wie den Nikobaren oder den Sulu-Inseln, die Preußen und später dem Deutschen Reich als Schutzgebiete angeboten wurden, blieb das Reich anfangs zurückhaltend und lehnte diese Angebote ab. Die 1867 in Kraft getretene Verfassung des Norddeutschen Bundes stellte Kolonisation zwar unter Bundesaufsicht, doch Bismarck zeigte sich skeptisch gegenüber Kolonialbesitz. Er lehnte Kolonien wegen hoher Kosten, zweifelhafter wirtschaftlicher Vorteile und unzureichender Marinekapazitäten ab und bevorzugte stattdessen Marinestützpunkte für eine „Kanonenbootpolitik“, um deutsche Handelsinteressen informell zu sichern.
In den 1870er Jahren wuchs jedoch der private Kolonialismus mit mehreren Gesellschaften zur Förderung deutscher Kolonien. Hauptargumente für Kolonien waren Absatzmärkte für deutsche Waren, Auswanderungsmöglichkeiten, eine „Kulturmission“ und soziale Stabilisierung durch nationale Aufgaben. Bismarck blieb dabei kritisch und wollte kein direktes Kolonialreich, sondern ein Handelsimperium.
Trotz Zurückhaltung kam es 1876 zu einem Freundschaftsvertrag mit Tonga über eine Kohlestation, 1878 besetzte ein deutsches Kriegsschiff kurzzeitig Orte in Samoa, die später vertraglich unter deutschen Einfluss gestellt wurden. Weitere Inseln im Pazifik, wie die Marshallinseln und Teile Neuguineas, wurden durch Verträge und Kauf unter deutschen Schutz gestellt, was den Beginn der tatsächlichen deutschen Kolonialherrschaft markierte.
Bismarcks Wandel in der Kolonialpolitik begann parallel zu seiner ab 1878 verfolgten Schutzzollpolitik zum Schutz der deutschen Wirtschaft. Erste koloniale Schritte führte er ab 1879 in Samoa durch, wo deutsche Wirtschaftsinteressen stark waren. Trotz mehrfacher Versuche gelang die Annexion erst 1899. 1880 versuchte Bismarck, durch Gesetze und finanzielle Unterstützung privater Unternehmen Kolonialinteressen durchzusetzen.
Auf Anregung von Bankier Hansemann und Hamburger Kaufleuten begann 1883 die gezielte Ausweitung deutscher Kolonien, insbesondere in Westafrika, um Handelsinteressen zu sichern. 1884 startete die eigentliche deutsche Kolonialerwerbung, wobei verschiedene Gebiete in Afrika und im Pazifik durch Schutzbriefe privaten Gesellschaften übertragen wurden, während das Reich hauptsächlich außenpolitischen Schutz bot.
Die Motive für Bismarcks Kolonialpolitik sind umstritten: Innenpolitisch spielten Druck durch die Bevölkerung, wirtschaftliche Interessen, Sozialimperialismus und Wahlkampf eine Rolle. Außenpolitisch ging es um die Sicherung der Großmachtstellung und Annäherung an Frankreich. Bismarck selbst blieb skeptisch gegenüber direkter Kolonialherrschaft, wollte die Kosten gering halten und überließ Verwaltung meist privaten Unternehmen.
Die Strategie der privaten Verwaltung scheiterte jedoch bald wegen finanzieller Probleme, Sicherheitsrisiken und organisatorischer Schwächen, sodass das Reich die Kolonien direkt übernahm. Nach 1885 reduzierte Bismarck sein Engagement, setzte außenpolitische Prioritäten bei Großmächten und dachte sogar an einen Rückzug aus der Kolonialpolitik.
Kolonien wurden auch als Verhandlungsmasse bei internationalen Abkommen genutzt (z.B. Berliner Kongokonferenz 1884/85). Nach Bismarcks Rücktritt 1890 wurden Ansprüche zugunsten anderer Mächte aufgegeben, um diplomatische Ausgleiche zu erreichen.
Parallel entwickelte sich die Afrikaforschung an deutschen Universitäten, die Kolonialpolitik wissenschaftlich begleitete.
Kolonialpolitik unter Kaiser Wilhelm II.
Unter Kaiser Wilhelm II. (1888–1918) verfolgte Deutschland eine stark expansionistische Kolonialpolitik, die von einem gesteigerten Nationalismus und sozialdarwinistischen Konkurrenzdenken geprägt war. Die Kolonialbewegung wurde zu einem bedeutenden innenpolitischen Faktor, der neben wirtschaftlichen auch moralische (z. B. Abschaffung des Sklavenhandels) und antimuslimische Argumente anführte. Die Reichsregierung strebte nach einem „Platz an der Sonne“ – also einem weltweiten Einflussbereich und Kolonialbesitz – was im Gegensatz zu Bismarcks eher pragmatischer Politik stand.
Nach 1890 erwarb Deutschland vor allem wenige neue Gebiete, darunter Pachtgebiete in China (Kiautschou), Inselgruppen im Pazifik (Karolinen, Marianen, Palau, Samoa) und dehnte seine Kontrolle in Ostafrika aus. Widerstände in Afrika, z. B. in Kamerun und Ostafrika, erschwerten die Herrschaftsausdehnung. Einige koloniale Erwerbungen scheiterten wegen internationaler politischer Blockaden, etwa der Versuch, Langkawi (Malaysia) oder Niederkalifornien (Mexiko) zu kontrollieren.
Trotz des ambitionierten Auftritts blieb eine umfassende Neuordnung Afrikas aus, mit Ausnahme der Erweiterung Kameruns durch französisches Gebiet (Neukamerun) 1911. Diese aggressive Kolonialpolitik führte zu einer politischen Isolierung Deutschlands („Einkreisung“).
Für die wirtschaftliche Entwicklung der Kolonien wurden Institutionen gegründet, wie das Kolonialwirtschaftliche Komitee (1896), die Deutsche Kolonialschule (1898) zur landwirtschaftlichen Ausbildung von Siedlern und das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten (1900) zur medizinischen Vorbereitung von Kolonialpersonal.
Weitere Links:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aussenpolitik/kolonialpolitik
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kolonien
Deutschland als Kolonialmacht in Afrika
Deutschland war zwischen 1884 und 1919 als Kolonialmacht in Afrika und global auf der Welt aktiv. Die wichtigsten „Schutzgebiete“ und Kolonien in Afrika umfassten:
- Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia, Besitzergreifung: 1884)
- bis zur Okkupation durch südafrikanische Truppen 1915 (formell bis 1919)
- Schutzgebiet auf dem Gebiet des heutigen Staates Namibia, mit etwa 835.100 km² Fläche
- Genozid an den Herero und Nama
- Deutsch-Ostafrika (heute Tansania – ohne Zanzibar, Burundi, Ruanda, Kolonie von 1885 bis 1918, formelle Auflösung 1919)
- umfasste circa 384.000 mi², was in etwa das Dreifache der Fläche des damaligen Kaiserreichs Deutschland entsprach
- Kamerun (heute Kamerun und Teile Tschads, ab 1884 bis zur Besetzung durch Alliierte 1916)
- Ausbau von Eisenbahnlinien zwischen Duala und dem Inneren; Erweiterung durch „Neukamerun“ 1911
- Togoland (heute Togo und Teile von Ghana, ab 1884 bis zur alliiierten Besetzung im August 1914)
- galt als „Musterkolonie“ im Hinblick auf Infrastrukturausbau (Eisenbahnen, Funkstation Kamina)
Der Völkermord an den Herero und Nama
Besonders schwer wiegt in unserer Historie der verübte Völkermord an den Herero und Nama.
Im Januar 1904 erhoben sich die Herero unter der Führung von Samuel Maharero gegen Landraub und rassistische Unterdrückung durch die deutsche Kolonialverwaltung. Die entscheidende Schlacht am Waterberg (11.–12. August 1904) markierte das militärische Ende des offenen Herero-Widerstands.
Generalleutnant Lothar von Trotha erließ am 2. Oktober 1904 einen Erlass, der jeden Herero innerhalb der deutschen Grenze – „mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh“ – zum Abschuss freigab und die Wasserstellen in der Omaheke-Wüste abriegelte. Tausende verdursteten daraufhin bei ihrer Flucht.
Im Oktober 1904 erhoben sich auch die Nama unter Kaptein Hendrik Witbooi. Ihr Guerillakrieg dauerte bis März 1907 und wurde anschließend mit ähnlicher Härte beendet; die letzten namab edingen Kapitulationsverträge datieren auf Anfang 1908.
Insgesamt kamen schätzungsweise 65.000 Herero (rund 80 % der Bevölkerung) und etwa 10.000 Nama (ca. 50 %) ums Leben. Viele wurden in Konzentrationslagern wie „Shark Island“ bei Lüderitz interniert, wo bis zu 50 % der Gefangenen starben
Weitere Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-S%C3%BCdwestafrika
https://en.wikipedia.org/wiki/German_East_Africa
https://en.wikipedia.org/wiki/Kamerun
https://de.wikipedia.org/wiki/Togo_im_Ersten_Weltkrieg
https://www.opendemocracy.net/en/transformation/telling-truth-about-germans-colonial-history/
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Herero_und_Nama
https://apnews.com/article/namibia-germany-genocide-commemoration-indigenous-herero-nama-abe931fbab90756a8717f1e235871e47
Deutschland als Kolonialmacht in Ozeanien und Ostasien
Aber Deutschland hatte auch außerhalb Afrikas Gebiete annektiert oder anders in Besitz genommen. Diesem Kapitel der deutschen Geschichte wurde erst mit dem Ende des ersten Weltkrieges und dem Versailler Vertrag ein Ende bereitet.
- Deutsch-Neuguinea (Ozeanien/Pazifik, 1884-1914)
- Deutsch-Neuguinea war ab 1899 ein deutsches Schutzgebiet in Ozeanien, das aus den südpazifischen Kolonien des Deutschen Reiches bestand (außer Deutsch-Samoa) und zuvor von der Neuguinea-Kompagnie verwaltet wurde. Es bildete den Hauptteil der sogenannten „Deutschen Südsee“.
- Durch Deutsch-Neuguinea verwaltete Gebiete:
- Kaiser-Wilhelms-Land auf der Insel Neuguinea
- die Inseln im Bismarck-Archipel:
- Admiralitätsinseln
- Französische Inseln
- Neuhannover
- Neulauenburg
- Neumecklenburg
- Neupommern
- Westliche Inseln
- die nördlichen Salomon-Inseln
- die Karolinen (verwaltet als Ost- und Westkarolinen)
- die Nördlichen Marianen (ohne Guam)
- Palau
- Nauru
- die Marshallinseln
- Deutsch-Samoa (1900-1914)
- Westsamoa-Inseln (heute unabhängiger Staat Samoa)
- Das Gebiet wurde zunächst mit USA und Großbritannien geteilt. 1899 erhielt Deutschland Westsamoa
- Deutsch-Samoa war von 1900 bis 1914 eine deutsche Kolonie im westlichen Teil der Samoainseln und umfasste das Gebiet des heutigen Staates Samoa. Es war die einzige deutsche Kolonie im asiatisch-pazifischen Raum, die unabhängig von Deutsch-Neuguinea verwaltet wurde. 1914 wurde das Gebiet von Neuseeland besetzt und 1919 offiziell als Mandatsgebiet unter neuseeländische Verwaltung gestellt. 1962 erlangte Samoa seine Unabhängigkeit.
- Kiautschou (China, 1898–1914)
- Gebiet um die Hafenstadt Tsingtau (heute Qingdao) in der Provinz Shandong, China
- Kiautschou war ein 1898 vom Chinesischen Kaiserreich zwangsweise an das Deutsche Kaiserreich verpachtetes Gebiet auf der Shandong-Halbinsel. Die Hauptstadt war Tsingtau (heute Qingdao). Deutschland nutzte das Gebiet als Flottenstützpunkt für die Kaiserliche Marine in Ostasien. Nach der Belagerung von Tsingtau im Ersten Weltkrieg übernahm Japan 1914 die Kontrolle über Kiautschou.
- Mit dem Übergang vom Kolonialismus zum Imperialismus entwickelte das Deutsche Reich ein starkes zivilisatorisches Sendungsbewusstsein und wirtschaftliche Interessen, insbesondere gegenüber China als wichtigem Absatzmarkt. Der Erwerb von Kiautschou diente daher nicht nur militärisch-strategischen Zielen, sondern auch der wirtschaftlichen Expansion und nationalen Selbstdarstellung. Die Kolonie sollte als „Musterkolonie“ die Effizienz und Überlegenheit deutscher Kolonialpolitik demonstrieren – gegenüber Chinesen, Deutschen und der Welt.
Weitere Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kolonien
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Neuguinea
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Samoa
https://de.wikipedia.org/wiki/Kiautschou
Das Ende der deutschen Kolonialmacht
Mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrags 1920 verlor Deutschland alle Kolonien. Dies wurde damit begründet, dass Deutschland in seinen Kolonien keinen Fortschritt gebracht habe, sondern vor allem Krieg und Zwangsarbeit. Diese Begründung stammte aus der britischen Kriegspropaganda. Im Gegensatz zu Woodrow Wilsons Forderung nach Selbstbestimmung für die Kolonialbevölkerung wurden die ehemaligen deutschen Kolonien nicht unabhängig, sondern als Mandatsgebiete dem Völkerbund unterstellt. Diese Mandate wurden den Siegermächten zur Verwaltung übergeben, die die Gebiete wie eigene Kolonien behandelten, jedoch verpflichtet waren, soziale Fortschritte und die Abschaffung der Zwangsarbeit zu gewährleisten.
Weitere Links:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aussenpolitik/kolonialpolitik
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Kolonien
Schreibe einen Kommentar