Im folgenden Text konzentriere ich mich vorrangig auf die Aspekte der Gleichberechtigung im beruflichen Kontext auf Basis meiner persönlichen Erfahrung. Ich klammere hier ganz bewusst die gesellschaftliche Bewertung der Frau im sexuellen oder Familienkontext aus.
Können wir mal bitte über die Gleichberechtigung sprechen?
Ja ja, letztens war zum Einen wieder der Equal Pay Day (07.03) und zum anderen auch der internationale Frauentag (08.03.).
Ich finde das immer sehr „süß“, wie sich die Medien und diverse Organisationen an einem dieser Tage um die Frauen bemühen. Aber spätestens ein paar Tage danach ist davon nichts mehr zu sehen.
Ich bin in einem von Männer dominierten Beruf tätig. Ich bin in der IT.
Natürlich musste ich mir gelegentlich von männlichen Kollegen anhören, dass kleine Frauen sich gegenüber Kunden nicht durchsetzen können und ganz allgemein sie dem Job viel besser machen.
Natürlich wurde ich lange Zeit von mehreren Arbeitgebern unterbezahlt. Und dann kam doch noch 2 Monate vor meinem Abgang eine Gehaltserhöhung, die ich zwei Jahre zuvor gefordert hatte. Aber sie kam im Rahmen eines Programms gegen den Pay Gab, angeordnet von der Geschäftsführung.
Natürlich wurde ich auch schon bei Beförderungen übergangen, das Lob für meine Arbeit oder Idee wurde von Kollegen eingeheimst oder ich war die Alibi-Besetzung, die auf ein Projekt angesetzt wurde, das von der Abteilungsleitung nicht gewünscht war aber von der Geschäftsführung gefordert wurde. Da nimmt man besser keinen Mann sondern eine Frau, die dann hoffentlich bald in Mutterschutz geht.
Zumindest war das wohl der Plan, der mit mir so nicht aufging.
Aus dem Augen vieler Männer bin ich eine anstrengende Frau. Eine, die ganz unbedingt ihr Recht durchsetzen möchte, und eben nicht in die Schublade mit den alten Frauenbildern hinein passt.
Aber ganz ehrlich, das ist anstrengend. Es ist anstrengend auf diese Unterschiede zu achten und wenn man dann feststellt, dass es zum eigenen Nachteil geschieht, diese Unterschiede anzusprechen und mit aller Vehemenz das gleiche Recht einzufordern.
Mit den Jahren und mit verschiedenen Wechseln ist es leichter geworden.
Aber das ist nur das was ich selbst beeinflussen kann in meinem Beruf in meinem Umfeld. Wobei ich ja immer die Hoffnung habe, dass die Frauen, die dann nach mir kommen, diese Diskussionen, die ich führen musste, das nicht mehr tun müssen.
Während eines Praktikums vor ein paar Jahrzehnten bei einem Hersteller für Airbags und Sicherheitsgurte für Kraftfahrzeuge habe ich gelernt, dass weibliche Crashtest Dummys sehr teuer sind und sie daher von vielen Autofirmen gar nicht erst eingesetzt werden. Allenfalls wurde der Dummy eines kleinen Mannes verwendet, wenn es denn unbedingt sein sollte.
Das betraf dann auch das erste Auto das ich fuhr. Ich war für diese Autofirma damals einfach ein Mann.
Gut, das Auto wurde gewechselt hin zu einem anderen Auto von einem Hersteller der weibliche Dummys verwendet.
(siehe dazu: https://www.ace.de/autoclub/ace-lenkrad/verkehr-und-umwelt/verkehr-und-umwelt-artikel/artikel/weibliche-crashtest-dummys/)
Die Situation ist übrigens unverändert. Es werden weiterhin kaum weibliche Crashtest Dummys verwendet.
Ein ähnliches Problem mit noch viel gravierenderen Folgen gibt es in der Medizin. Auch dort wurden lange Zeit Frauen als kleine Männer angesehen und erst ab den 2000er Jahren wurde die „Gendermedizin“ als eigenes Forschungsfeld anerkannt.
(siehe dazu: https://www.ardalpha.de/wissen/gesundheit/krankheiten/gendermedizin-frauen-symptome-maenner-krankheiten-geschlecht-unterschied-diagnose-100.html)
Und es gibt noch soviel mehr, wo Frauen anders, nicht gleichberechtigt und vielleicht sogar weiterhin abwertend oder minderwertig behandelt werden. Und das in Deutschland. Wie auch bei verschiedenen anderen Themen, erwarte ich von einem Land wie Deutschland, dass es bei diesem Thema weiter sein müsste.
Es ist anstrengend in dieser Welt eine Frau zu sein. Und dabei sind wir hier in Deutschland sogar relativ weit mit den entsprechenden Gesetzen.
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte als Frau, dann würde ich mir wünschen, dass Frauen im Profisport genauso viel Beachtung geschenkt wird wie den Männern. Und das auch und vor allem bei den Preisgeldern und der generellen Unterstützung für angehende Profisportlerinnen.
Ich würde mir wünschen, dass der weibliche Körper und gesundheitliche Themen nicht mehr so stiefmütterlich oder sogar als Tabuthema behandelt werden.
Es ist nichts Schlimmes an weiblichen Geschlechtsorganen und an der Menstruation und der Menopause ist ebenso nichts verwerfliches.
Und natürlich würde ich mir auch wünschen, dass die Gleichberechtigung und auch Gleichbehandlung in den unterschiedlichen Berufen weiter voran kommt.
Es ist schön, dass es dafür die entsprechenden Gesetze gibt, aber die Umsetzung davon ist dadurch noch lange nicht gesichert.
Aber ich sehe Veränderungen. Für Berufseinsteigerinnen ist es heute schon mal einfacher als noch vor 10 oder 20 Jahren. Und das wird hoffentlich genauso auch weiter gehen.
Es braucht Zeit etwas zu Verändern was jahrhunderte lang ein reines Privileg von Männern war.
Aber so eine Veränderung braucht nicht nur die Frauen sondern auch die Männer. Denn in patriarchalen oder ehemals patriarchalen Strukturen lassen sich Männer eher etwas von Männern sagen als von Frauen. Meinen männlichen Lesern, die bis hierhin durchgehalten haben, möchte ich die Kampagne „HeforShe“ von von der UN ganz besonders ans Herz legen. Schaut euch das mal an.
Und es braucht Frauen, die zeigen was sie Wert sind und die ihre Rechte vehement einfordern, damit überhaupt bemerkt wird, dass etwas schief läuft. Und das braucht es heute, morgen, übermorgen, nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr..
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