Das AKW Gundremmingen
Die Sprengung der Kühltürme – 25.10.2025
Seit dem 28.05.2024 liegt für das Werk in Gundremmingen die letzte notwendige Genehmigung zum Rück- und Abbau den Atomkraftwerks vor. (Pressemitteilung von RWE)
Die Kühlturm-Sprengung, die heute statt findet, ist nur ein Schritt von vielen. Die weiteren Arbeiten in der Anlage folgen noch und sind komplexer, länger und kostenintensiver als die Sprengung.
Gesamt dauert der Prozess zum Rückbau eines AKW in Deutschland wohl circa 15 bis 20 Jahre.
Bei den Kühltürmen handelt es sich um nicht radioaktiv-kontaminierte Bauelemente der Anlage eines AKW, daher kann deren Sprengung bereits früh nach der „Nachbetriebsphase“ erfolgen. Erst danach beginnen dann die Arbeiten an den kontaminierten Elementen.
Bei Gundremmingen wurde der letzte Block (Block C) bereits 2021 abgeschaltet, daher kann nun bereits die Sprengung der Kühltürme vorgenommen werden.
Laut einem Video der Augsburger Allgemeinen soll der Abbau des Kernkraftwerks bis 2040 abgeschlossen sein. (KKW Gundremmingen: so sieht der Zeitplan für den Abbau aus – Augsburger Allgemeine, 16.11.2015) Der weitere Rück- und Abbau des Kraftwerks wird sich also noch über Jahre erstrecken.
Die Sprengung ruft sowohl Atomkraftgegner, wie auch Befürworter auf den Plan. Die Atomkraft war und ist wohl schon immer ein kontroverses Thema so wie eben die Energieversorgung Deutschlands ganz allgemein.
Die Sprengungen selbst sollen um 12 Uhr ausgelöst werden, dabei werden die beiden Kühltürme zeitversetzt gesprengt. Kurz davor wird auch bereits kleinere Sprengung statt finden, mit dem Ziel dort angesiedelte Tiere zu vergrämen, so dass diese optimalerweise die Flucht ergreifen und nicht zu Schaden kommen.
Die Heidenheimer Zeitung hat ein Video der Sprengung auf Youtube veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=wMr-hkSD_O0
Seit 2006 dient das AKW Gundremmingen auch als Zwischenlager für Atommüll und ist mit den maximalen Lagermöglichkeiten von bis zu 192 Castoren das größte in ganz Deutschland. Zwar ist das Zwischenlager temporär gedacht, allerdings wird es so lange betrieben bis ein Endlager gefunden und eingerichtet wird.
Vor der Sprengung werden entsprechende Vorkehrungen getroffen, so dass die Halle und die darin gelagerten Castor Behälter keinen Schaden nimmt.
Störfälle und ein Großunfall
Mit 463 meldungspflichtigen Störfällen in Block B und 116 Störfällen in Block C (Stand 30.11.2020) zählte das Kernkraftwerk in Gundremmingen nach dem Kernkraftwerk in Neckarwestheim zu den störanfälligsten Anlagen.
Am 13. Januar 1977 gab es im Block A, mit dem das Atomkraftwerk 1966 in Betrieb ging, einen Großunfall.
Bei kaltem und feuchtem Wetter traten an zwei stromabführenden Hochspannungsleitungen Kurzschlüsse auf. Bei der dadurch eingeleiteten Schnellabschaltung kam es zu Fehlsteuerungen. Nach zirka zehn Minuten stand im Reaktorgebäude das Wasser etwa drei Meter hoch und die Temperatur war auf rund 80 Grad Celsius angestiegen. Durch die Fehlsteuerung kam es dazu, dass zu viel Wasser zur Notkühlung in den Reaktor gepresst wurde. Durch Überdruck-Ventile gelangten – unterschiedlichen Quellen zufolge – zwischen 200 m³ und 400 m³ radioaktives Kühlwasser (ca. 280 Grad Celsius) in das Reaktorgebäude. Im Gegensatz zu den heutigen besaßen die damaligen Siedewasserreaktoren noch keine Kondensationskammern, sondern bliesen den Dampf in ein Volldruck-Containment ab. Das im Gebäude befindliche Wasser wurde später, wie auch die Gase, kontrolliert ins Freie geleitet.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Gundremmingen)
In dessen Folge blieb der Block A außer Betrieb und wurde abgebaut.
Die Blöcke B und C wurden ab 1976 geplant und gebaut und gingen zeitversetzt im Frühjahr und Herbst 1984 ans Netz.

Von Tschernobyl über Fukuschima zum Ende der Atomkraftwerke
Tschernobyl und seine Auswirkungen
Am 26. April 1986 geschah der Reaktorunfall in Tschernobyl und eine Technologie, die bis dahin als sicher angesehen wurde, zeigte was für schreckliche Folgen sie haben kann.
Ich war zum Zeitpunkt des Unfalls erst 2 Jahre alt, aber die Folgen und die damit verbundenen Warnungen reichten bis in die 90er Jahre und darüber hinaus. Und auch der zweite Sarkophag, der die Anlage von Tschernobyl nun umschließt ist erst 2019 final in Betrieb genommen worden.
Auch wenn also nun schon fast 40 Jahre her ist, strahlt dieses Ereignis mit seinen Folgen weiter in unsere Zeit hinein, wortwörtlich.
Meine Eltern haben lange bewusst keine Pilze und kein Wildfleisch aus den betroffenen Regionen und auch aus der Umgebung in Süddeutschland gekauft haben, weil sie die Warnungen damals sehr ernst nahmen.
Persönlich bekam ich das Thema erst mit den Demonstrationen gegen die CASTOR-Transporte mit, die unter anderem mit dem Slogan „Atomkraft? – Nein Danke“ geführt wurden.
(CASTOR steht für „Cask for Storage and Transport of Radioactive Material“ und bezeichnet die Behälterart für den Transport von radioaktivem Material)
Damals ging es bei den Protesten um den Transport des radioaktiven Mülls nach Gorleben, wobei die Befürchtung im Raum stand, dass der Salzstock, der damals als Zwischenlager verwendet wurde, als Endlager etabliert werden sollte und Kritiker damals schon sagen, dass dieses Bergwerk nicht geeignet war um dort radioaktiven Müll abzuladen. Aber es ging ganz generell gegen die Erzeugung immer weiteren radioaktiven Mülls.
Die Transporte erfolgten größtenteils auf der Schiene begleitet von Hundertschaften der Polizei um dann auf teilweise tausend und mehr Personen zu treffen, die sich an den Schienen festgekettet haben.
Auch in Ulm und vor allem Gundremmingen fanden die Proteste statt, so habe ich auch im beschaulichen Ulm damals recht viele Autos und Laternenpfosten und andere beklebbare Oberflächen mit Aufklebern dieser Protestaktion gesehen.
Fukushima und das endgültige Aus der Atomkraftwerke in Deutschland
Am 11.03.2011 kam es in Folge eines Erdbebens und eines Tsunamis zu einer Reaktorkatastrophe im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Durch die Schäden an den Reaktorgebäuden durch die Naturereignisse kam es in Block 1, 2 und 3 zu Kernschmelzen. In deren Folge wurden große Mengen an radioaktivem Material freigesetzt. Die Menge entsprach in etwa einem Fünftel der Menge, die bei der Katastrophe von Tschernobyl freigesetzt wurde.
Tatsächlich war es nicht der Vorfall in Tschernobyl, der für das endgültige Aus der Atomkraftwerke in Deutschland sorgte. 2002 wurde das „Ausstiegsgesetz“ erlassen was das Ziel hatte eine geordnete Beendigung der Nutzung der Kernenergie für die kommerzielle Stromerzeugung (Zuteilung von Reststrommengen; Verbot neuer kommerzieller AKW) herbeizuführen. Dieses Gesetz, das damals von SPD und den Grünen beschlossen wurde war sicherlich auch eine Folge des Widerstandes in der Bevölkerung.
Die Reaktorkatastrophe von Fukushima in Japan am 11. März 2011 war letztendlich der Auslöser für die Abschaltung der AKW.
Seit dem 15. April 2023 sind die letzten drei AKWs Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 nicht mehr in Betrieb und werden genauso wie bisher alle anderen Kernkraftwerte für den Rückbau vorbereitet oder der Prozess ist bereits im Gang.
Die Faszination, die Angst und die Zukunft
Als Kind und Heranwachsende war ich immer fasziniert von Naturkatastrophen, Havarien, Unfälle und vielen anderen schlimmen Dingen. Aus dem Drang heraus verstehen zu wollen, was jeweils passiert ist, habe ich dazu diverse Bücher gelesen und nahezu jede Information zu allem, was irgendwie in diese Richtung ging, aufgesogen.
Und natürlich habe ich mir immer Gedanken gemacht. Ich habe mich gefragt, wieso so viele Menschen davon ausgingen, dass das was in Tschernobyl oder anderswo passierte, sich nicht auch hier in Deutschland wiederholen könnte? Es gab ja nicht nur die beiden großen Unfälle in Tschernobyl und Fukushima, die wohl nahezu jedem bekannt sind. Schau dir gerne dazu folgende Liste mal an: Wikipedia – Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
Dieses Grundvertrauen darauf, dass wir Menschen, Technik entwickeln können, die uns nicht um die Ohren fliegt, fehlt mir teilweise. Wir machen Fehler. Wir sind nicht perfekt. Ein Perfekt ist für uns und all dem was wir erschaffen gar nicht möglich. Es gibt immer ein Restrisiko. Und als Kind und Jugendliche habe ich nahezu darauf gewartet, dass etwas von dem ich so gerne gelesen hatte, in meiner Umgebung passiert, sprich, dass das Atomkraftwerk in Gundremmingen hoch geht.
Mit der Zeit bin ich etwas entspannter geworden. Aber ich bin kein Befürworter der Atomkraft. Es gibt so viele andere ungefährlichere Wege Energie zu erzeugen. Und selbst dabei können noch genügend Fehler passieren. Wobei keiner davon so viele Menschen und der Zukunft auf einmal gefährden könnte wie ein Atomkraftwerk und dessen Hinterlassenschaften.
Persönlich werde ich irgendwann sehr froh darüber sein, wenn es das Atomkraftwerk in Gundremmingen und das Zwischenlager nicht mehr gibt und Deutschland wirklich frei von strahlenden Resten ist, wobei ich das definitiv nicht erleben werde. Wir haben hier etwas geschaffen was viele Generationen nach uns beschäftigen wird. Und ich hoffe inständig, dass wir einen Weg finden die nachfolgenden Generationen in irgendeiner Weise davor bewahren zu können mit unseren strahlenden Nachlässen in irgendeiner Weise in Kontakt zu kommen. Vor allem muss das Wissen über die Gefährlichkeit dieser Nachlässe in die Zukunft vermittelt werden und genau das ist die Herausforderung.
Quellen und weitere Links:
Augsburger Allgemeine – Abbau des AKW in Gundremmingen dauert wohl Jahrzehnte
Wikipedia – Nuklearkatastrophe von Tschernobyl
Wikipedia – Nuklearkatastrophe von Fukushima
The History of the smiling Sun
Wikipedia – Atomkraft? Nein Danke.
Wikipedia – Anti-Atomkraft-Bewegung
Wikipedia – Erkundungsbergwerk Gorleben
Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung – Der Atomausstieg in Deutschland
grs.de – Stilllegung und Rückbau: Der letzte Lebensabschnitt eines Kernkraftwerks
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