Manchmal muss man eine Stadt erst verlassen um sie dann, beim wieder zurück kommen, Dinge zu entdecken, die man zuvor noch nicht kannte. So ging es mir mit dem Donauschwäbischen Zentralmuseum. Das habe ich erst vor kurzem entdeckt obwohl es bereits seit 25 Jahren in Ulm besteht.
Das Museum ist in der Schillerstraße 1, 89077 Ulm zu finden. Es ist dort in der ehemaligen Kaserne der Oberen Donaubastion untergebracht. Die Ausstellungsräume befinden sich im Erdgeschoß und im 1. Obergeschoß.
Seit 2022 werden zwei Dauerausstellungen gezeigt:
- Donau: Flussgeschichten
- Donauschwaben: Aufbruch und Begegnung
Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag jeweils von 11 bis 17 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Jeden ersten Freitag im Monat ist der Eintritt frei. Der reguläre Eintrittspreis beträgt 5€ für Erwachsene. Weitere Informationen zu deinem Besuch im Museum findest du unter https://www.dzm-museum.de/besucherinfos/
Das Museum bietet das Material der Ausstellungen sehr gut aufgearbeitet an. Die Information wird multimedial angeboten. Audioaufnahmen, Filme und interaktive Flächen laden zum Erkunden der Informationen ein. Die interaktiven Angebote richten sich teilweise aber eher an Kinder und Jugendliche bzw. Familien und sind vor allem in der Dauerausstellung Flussgeschichten zu finden.

Während sich die Flussgeschichten auf die Donau selbst konzentriert, so bildet der Bereich der Donauschwaben die Geschichte derjenigen ab, die damals in die Regionen, die im heutigen Ungar, Slowenien, Kroatien und Rumänien liegen, zogen und dort ein neues Leben aufbauten. Dabei lernt man als erstes, dass der Begriff „Donauschwaben“ für alle Menschen verwendet wird, die von Ulm aus ihren Weg auf der Donau in die fernen Regionen, nicht nur für Schwaben. Diese Geschichte wird vollständig dargestellt. Von den Schwierigkeiten der Auswanderung, dem Leben dort aber auch der Einfluss des Nationalsozialismus, die Zeit des Sozialismus und bis heute.
Dabei sind die Räume, die sich dem Nationalsozialismus auch vom Interior anders gestaltet als die anderen Räume. So gelangt man wortwörtlich in ein Labyrinth in dem man von der nationalsozialistischen „Idee“ der Entmischung gefolgt von Umsiedlungen, Deportationen und der Vertreibung der Donauschwaben aus ihrer neu gewonnen Heimat.
Wenn du das Museum besuchst, dann kannst du beide Ausstellungen unabhängig voneinander betrachten. Ich empfand bei meinem letzten Besuch bei dem ich mit den Flussgeschichten begonnen habe um direkt im Anschluss nochmal die Ausstellung über die Donauschwaben als ein gelungener Pfad durch all die angebotenen Informationen. Aufgrund der historischen Verwicklungen empfand ich die Ausstellung über die Donauschwaben aber ungleich schwerer zu verarbeiten vor allem der zweite Teil der Ausstellung, der im Erdgeschoss angesiedelt ist.
Bei den Flussgeschichten fand ich vor allem die Legenden des Flusses ganz am Anfang der Ausstellung sehr interessant, das Eiserne Tor und aber auch die Donau-Dampfschifffahrten. Bei dem eisernen Tor handelt es sich um einen natürlichen Durchbruch in den Karpaten, durch die die Donau fließt.




Im Sommer 2023 fanden auch Dreharbeiten im Museum statt für die dreiteilige Dokumentationsserie „Auswandern! Deutsche Schicksale aus drei Jahrhunderten“. Wenn dich das Thema interessiert, dann kannst du dir diese Doku am 08.11.2025 die Episoden ab 20.55 Uhr auf arte im Fernsehen ansehen. Alternativ steht dir die Doku auch in der arte Mediathek und auf Youtube (Eine neue Welt 1618-1762, Gelobtes Land 1750-1848, Zwischen den Welten 1848-1933) zur Verfügung. Die Dokumentation wendet sich im zweiten und dritten Teil aber vor allem den Auswanderungen nach Nord-, Südamerika und anderen Ländern zu.

Die Ulmer Schachtel
Text der Infotafel vor Ort
Eine Ulmer Schachtel ist ein kielloses Flussschiff, dessen Bezeichnung in den 1840er Jahren im Stuttgarter Landtag entstand, als ein Abgeordneter die Ulmer Schiffe als Schachteln verspottete. In Ulm nannte man sie Ordinarischiffe, weil sie fahrplanmäßig seit 1712 in Richtung Wien fuhren. Die korrekte Bezeichnung ist Wiener Zille oder Plätte, im Volksmund hat sich aber die Bezeichnung „Ulmer Schachtel“ eingebürgert. Zu Beginn diente die Schachtel als Transportschiff für Waren. Der Personentransport auf der Schachtel ist den Türkenkriegen zu verdanken. 1683 fuhren 5.000 Mann die Donau hinab, um Wien vor den Türken zu schützen. Nach dem Sieg der Habsburger wurde Ulm zum Sammelpunkt der Auswanderer.
Viele ältere Ulmer kennen noch das gleichmäßige Klopfen auf dem Schopperplatz auf der Neu-Ulmer Seite gegenüber dem Fischerplätzle in dem 22 m langen Schuppen. 1972 verkaufte die Stadt Ulm das Gelände an Neu-Ulm. Damit hörte ein sechs Jahrhunderte alter Schiffbau auf. Einer der letzten Ulmer Schoppermeister war Eugen Hailbronner (1909 – 1988). Er war der Schiffbauer der letzten gebauten Ulmer Schachtel, der „Ulma“, die er im Auftrag einer privaten Eigentümergemeinschaft 1973 baute. Für die Präsentation vor dem DZM restaurierte der städtische Bauhof die Schachtel 2010.
Weitere Links:
DZM – Donauschwäbisches Zentralmuseum
Wikipedia – Donau
Wikipedia – Eisernes Tor
Wikipedia – Donauschwaben
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