Geht man vom Willy-Brandt-Platz abseits der großen Straßen in Richtung der Stadtmauer, dann führt einen der Weg durch durch das Zundeltor in das Viertel „Auf dem Kreuz“ was im Zeitraum von 1978 bis 1999 aufwändig saniert wurde.
Das Zundeltor und auch der Seelturm oder Zundelturm, der darauf errichtet wurde, ist Teil der Ulmer Befestigungsanlage und wurde im Mittelalter um das 14. Jahrhundert errichtet.
Ein Stadttor war das Zundeltor lange Zeit nicht. Erst 1870 wurde an dieser Stelle die Stadtmauer geöffnet, so dass sich dort nun das Tor befindet. Bis längstens 1638 wurde im Zundeltor vor allem Pulver und Zunder zur Verteidigung der Stadt gelagert woher auch der Name rührt. Um 1638 herum wurde der Turm umgewidmet und ein Pumpwerk für die Wasserversorgung der umliegenden Gebiete eingebaut.
Diese Änderung des Zwecks des Turms geht auf Joseph Furtthenbach dem Älteren (30.12.1591 bis 17.01.1667) zurück, der als Ratsherr und Verwaltungsleiter des Ulmer Bauamts für die Instandhaltung von Stadtbefestigung und öffentlichen Gebäuden zuständig war. Ziel war es in Notzeiten die Wasserversorgung der Stadt sicherzustellen.


Die Bezeichnung Seelturm ist genauso gängig in Ulm und bezieht sich auf das Seelhaus, das in der Nähe stand und eine Art Krankenhaus zur Pflege von kranken Personen (Seelen) diente. Das Seelhaus wurde von Seelweibern betrieben, welche unter der Aufsicht einer Meisterin standen. Diese Art „Krankenhäuser“ gingen auf die religiöse Laiengemeinschaft der „Beginen und Begarden“ zurück und wurden ursprünglich Beginenhäuser genannt.
Die Umbenennung zu „Seelhaus“ war eine Reaktion auf den Streit in der Kirche und auf diverse Vorwürfe.
Um 1311/1312 gerieten die Beginen unter Druck, weil es Verwirrung durch päpstliche Dekrete vom Konzil von Vienne gab und weil man ihnen Ungehorsam, Ketzerei oder Glaubensabweichungen vorwarf.
Damit ihr Tun als harmlos und kirchengemäß angesehen wurde, stellten die Gemeinschaften nun ihre Hilfe für Kranke und Arme und ihre Seelsorgearbeit in den Vordergrund.
Das zeigte sich auch im Namen Seelhaus. Dieser Name bedeutet Haus zur Sorge für die Seelen.

Kommend von der Heimstraße läuft man durch das Zundeltor in die Griesbadgasse. In dieser Umgebung war eines der Bäder in Ulm angesiedelt. 1994 im Rahmen der Sanierung des Viertels wurde der Griesbadbrunnen direkt vor dem Zundeltor errichtet. In der Mitte des Brunnens wird der „Griesbadmichel“ abgebildet. Michael Hetzer, wie der Knecht wohl ursprünglich hieß, war im 19. Jahrhundert Hausknecht im Griesbad. Er hat sich vor allem um den Garten des Bades gekümmert. Bei Regen zog er mit Regenschirm, Laterne und Kübel durch den Garten, um Regenwürmer zu sammeln, die er an Angler weitergab. Entsprechend dieser Erzählung wird die Figur im Brunnen mit einem Regenschirm dargestellt.
Quellen und weitere Links:
Wikipedia – Seelturm
Wikipedia – Joseph Furttenbach
Tourismus Ulm – Seelturm
Sanierungstreuhand Ulm GmbH – Auf dem Kreuz
Wikipedia – Seelhaus
Wikipedia – Beginenhaus
Wikipedia – Beginen und Begarden
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