Unser Fleischkonsum – Wieviel Tier isst du?

Tag 11 im neuen Jahr und der Hashtag #Fleischatlas trended in den sozialen Medien.
Eine wichtige und interessante Aufstellung und eine, die uns zugleich auch den Spiegel vorhält.
Zeit ein paar Gedanken über den eigenen Fleischgenuss und -konsum anzustellen und heraus zufinden wieviel Tier man selbst denn eigentlich so verzehrt.
Wie war das denn früher?
Sonntags gabs Fleisch. Der typische Sonntagsbraten. Aber auch nicht immer. Fleisch war teuer und musste extra beim Metzger besorgt werden. Und in religiösen Familien wurden auch Fastenzeiten eingehalten in denen kein Fleisch gegessen wurde. Das Christentum hat zwei Fastenzeiten von ca. 7-8 Wochen Länge gesamt.
Und heute?
Bei manchen Familien wird täglich Fleisch zubereitet und verspeist.
Fleisch ist in fast allen erdenklichen Formen selbst im billigsten Supermarkt erhältlich.
Und eine Pause vom Fleischgenuss, wie während einer Fastenzeit, wird von den wenigsten noch gemacht.

Fleich in all seinen Formen und Zubereitungen ist kein Luxus mehr. Es kommt zuviel und zu häufig auf den Tisch.
Sprüche wie „Fleisch ist mein Gemüse“ drücken die Problematik besser aus als ellenlange Berichte darüber.
Aber es gibt auch diejenigen, die sagen „Wenn Fleisch, dann Hochwertiges.“.. Schaut man sich aber im Supermarkt um, so sind die Kühlregal immer noch prall gefüllt mit Wurst, Fleisch, Fleischzubereitungen, etc. und das zu den üblichen Preisen. Den Preisen, die für eine gute, nachhaltige und ökologische „Produktion“ eines Tieres niemals ausreichen können, es sei denn das Tier wird in im Platz, in der Pflege, in der Haltung extrem beschnitten. Thema Massentierhaltung. Interessant ist aber, dass in dieser Phrase keinen Bezug auf die Menge stattfindet. Ja, man kann auch zuviel hochwertiges (gleichzusetzen mit teurer) Fleisch essen. Da beißt die Maus kein Faden ab.
Wir haben also trotz aktiver Vegetarismus und Veganismus Bewegungen wenig dazu gelernt.
Warum?
Dass Massentierhaltung nicht gut ist, das hat wohl jeder verstanden. Aber es fehlt die Umsetzung der Schlussfolgerung. Weniger Fleisch zu essen. Sich darauf zu besinnen, dass es ein sehr hochwertiges und seltenes Lebensmittel sein sollte.
Nun, das Jahr ist noch jung.
Und vielleicht ist das die Chance sich den eigenen Fleischkonsum überhaupt erst einmal bewusst zu machen.
Notiert euch einfach mal über einen bestimmten Zeitraum wieviel Fleisch und Fleischprodukte ihr verbraucht.
Das kann über einen Monat, ein Quartal oder vielleicht sogar über ein ganzes Jahr.
Notiert euch welche Sorte Fleisch ihr esst. Ist es Schwein, Rind, Pute, Hähnchen, Lamm, Hirsch oder anderes? Notiert euch das Gewicht oder einfacher eure Packungsgröße.
Rechnet es am Ende eures gewählten Zeitraums zusammen und lasst diese Masse auf euch wirken. Vielleicht erkennt ihr dann wieviel das eigentlich ist und ob es vielleicht zu viel ist. Vergesst dabei aber nicht eure Personenanzahl zu berücksichtigen. Eine Familie wird sicherlich mehr Fleisch verbrauchen als ein Singlehaushalt.
Und was dann mit der Zahl machen?
Vielen hilft es, sich die Menge bildlich vorzustellen.
Wieviele Rinder, Schweine, Puten und Co. habt ihr denn jetzt über die Zeit vernascht?

Übrigens geht es bei dieser Aufgabe erst einmal darum eine Erkenntnis zu gewinnen. Erst wenn man für sich selbst eine vergleichbare Zahl hat, kann man diese bewerten und erst danach, in einem zweiten Schritt mögliche Konsequenzen ziehen bzw. Entscheidungen fällen.

Nun, ich stelle mich selbst dieser Aufgabe. Und ich bin in der Lage meinen Fleischkonsum der letzten 10 Tage noch recht genau im Kopf zu haben.
Ich versuche jetzt also genau das, was ich euch hier vorgeschlagen habe. Ich notiere mir die Mengen an Fleisch und Wurst, die ich im Laufe eines Jahres verbrauche.
Gerechnet wird Monats- oder Quartalweise. Und ich bin selbst sehr gespannt wieviel Tier ich so vertilge.
Übrigens empfehle ich euch sehr den Fleischatlas selbst zu lesen. Wer weiß was die Bildzeitung aus den Aussagen wieder macht. Wer weiß ob jeder Journalist, der darüber berichtet das Ding überhaupt gelesen hat.
Den Fleischatlas 2018 gibt es hier zum kostenlosen download:
https://www.boell.de/de/2018/01/10/fleischatlas-2018-rezepte-fuer-eine-bessere-tierhaltung
Was ich mit diesem Beitrag erreichen will?
Ich habe mir die Reaktionen auf die Veröffentlichung des Fleischatlas dieses Jahr etwas genauer angesehen und das vor allem auf Twitter. Dort tummeln sich Personen, die die Ergebnisse in das Lächerliche ziehen, die sich fragen was der Fleischatlas überhaupt soll und ganz allgemein wird darüber sehr viel Frust kundgetan.
Vielleicht meinen Viele, dass dieser Bericht ihnen die Freiheit rauben soll Fleisch zu essen wieviel und welches sie wollen. Oder es wird als Vorlage für irgendwelche Beschränkungen und Änderungen für den Fleischgenuss gedeutet. Und natürlich wissen wir alle was die Bildzeitung daraus wieder für komische Artikel machen wird.
Im Endeffekt wird das Problem also nicht erkannt.
Das finde ich persönlich sehr schade. Leben wir doch in einer Zeit in der wir sehr genau darauf achten sollten, was wir mit unserer Welt machen. Und das betrifft natürlich auch unser Essen. 
Wenn dessen Produktion so große Einwirkungen auf unsere Umwelt hat wie eben die Fleischproduktion, dann müssen wir uns hier Gedanken machen und vielleicht die bisherige Vorgehensweise ändern.
Verflixt nochmal, wir haben nur eine Erde und wir sollten gut auf sie aufpassen.
Daher biete ich als Anregung diese kleine Aufgabe an. Das ist nicht viel, ist kein großer Aufwand, weder an Material noch an Zeit. Aber vielleicht hilft es das Problem zu erkennen.