Krautspätzle (3 Portionen)

Im Oktober 2015 fing ich an auf meinem Blog „einmalquer“ Rezepte zu veröffentlichen. Einfach so und ohne, dass es ein reiner Foodblog gewesen wäre.

Das Thema „Essen“ und alles drum herum hat mich ja noch nie los gelassen, daher ist das nicht weiter verwunderlich.
Das erste Blogevent, an dem ich mich damals beteiligte war das von Sabine. Sie stellte die Frage „Wie deutsch isst du wirklich?“ und so nahm ich damals das Gericht, das ich per se eigentlich mit Deutschland verbunden hatte, auf die Probe und stellte fest, dass es wohl kaum ein undeutscheres Essen geben kann.

Drei Jahre später haben wir die AFD im Bundestag und Rassisten, Nazis oder wie auch immer man sie jetzt politisch korrekt nennen möchte, versuchen immer mehr und immer weiter in alle Schichten, Ämter und Vereine vorzudringen.
In diesen Jahren um 2015 herum entstanden auch so Hashtags wie #bloggergegenrechts und #bloggergegennazis.
Traurig nur, dass man unter diesen Stichworten mittlerweile kaum noch Einträge findet, weder Neue noch Alte.

Vielleicht.. Nein, nicht vielleicht! Es ist an der Zeit das wieder aufleben zu lassen. Mehr denn je.
Und vielleicht möchte der ein oder andere Influenzer seine Reichweite mal nicht für das nächste Trendprodukt verwenden, sondern für den Kampf gegen Rechts und für die Demokratie, dem wir uns nun stellen müssen.

Krautspätzle (3 Portionen)
Gesamt ca. 1950kcal, pro Portion ca. 650kcal
Für die Spätzle:
4 Eier (Größe M)
150ml Wasser
1 TL Salz
230g Weizenmehl (Typ 405)
70g Polenta oder Hartweizengrieß

Wasser
Salz

Für das Kraut:
500g Sauerkraut
1-2 Lorbeerblätter
2-4 Wacholderbeeren
ca. 150g geräucherter Bauchspeck

Gerätschaften:
eine größere Pfanne
einen Topf
einen Spätzlehobel

Zubereitung
Wir bereiten zuerst den Spätzleteig zu. Dieser Teig ist eher für Spätzlehobel ausgelegt. Die Konsistenz wird relativ fest.
Gebt die Eier zusammen mit dem Wasser und dem Salz in eine Schüssel und vermengt diese Mischung. Gebt nun nach und nach sowohl das Mehl wie auch die Polenta hinzu und rührt es in die Ei-Masse ein.

Schneidet vom Bauchspeck die Schwarte ab und gebt diese schonmal in eine größere Pfanne. Den Rest des Specks schneidet ihr in Streifen oder in Würfel. Ganz nach eurem Belieben. Gebt auch diese Stücke in die Pfanne und lasst den Speck etwas aus. Gebt anschließend das Sauerkraut sowie die Lorbeerblätter und die Wacholderbeeren hinzu und lasst das Kraut etwas vor sich hin köcheln.

Setzt nun einen Topf Wasser mit etwas Salz auf. Sobald das Wasser kocht setzt ihr eueren Spätzlehobel auf den Topf und verarbeitet nach und nach den Teig zu Spätzle. Die Spätzle brauchen nur kurz im heißen Wasser schwimmen. Sobald sie an die Oberfläche kommen und etwas dicker geworden sind, könnt ihr sie bereits herausschöpfen und direkt in die Pfanne mit dem Sauerkraut geben.

Vermengt die Spätzle gut mit dem Kraut und nehmt nun die Schwarte und auch die Wacholdebeeren und den Lorbeer heraus.
Und nun nehme man sich einen Teller und schaufele sich soviele Krautspätzle aus der Pfanne wie man essen möchte.

Ist das jetzt deutsch?

Vor allem im Schwabenland wird einem Krautspätzle gerne als typisch deutsches Gericht verkauft. Das ist dort die allgemeine Meinung. Nur ist das wirklich so?
Wer die verschiedenen Komponenten zuerst zusammengemischt und kombiniert hat, ist wie auch bei vielen anderen Gerichten nicht nachvollziehbar. Daher schauen wir uns einfach mal die einzelnen Bestandteile etwas genauer an.

Spätzle sind nicht nur in Deutschland bekannt. Vor allem auch in Österreich und der Schweiz werden sie gerne gegessen. Der Ursprung des Wortes wird in der italienischen Sprache vermutet. Das Wort „spezzato“ bedeutet zerstückelt oder auseinandergerissen. Und kulinarisch sollte man Spätzle tatsächlich als Nocke betrachten. Denn nichts anderes ist es. Tatsächlich werden die Spätzle oder Knöpfle in Österreich eher Nockerl genannt. Und wir schon bei Nocken sind, dan werfen wir mal einen Blick nach Italien. Dort sind Nocken aller Art aus den vielen Gerichten gar nicht mehr weg zu denken.
Abschließend darf ich hier einen Satz aus dem Buch „Wie deutsch ist das denn? Die populärsten Irrtümer über Deutschland und die Deutschen“ von Jürgen Ahrens aus dem Heyne Verlag zitieren:
„Im Katalog der kulinarischen Artenvielfalt stellen sie nichts anderes dar als eine deutsche Spielart de Nocken, die in einer ganzen Reihe mittel- und südeuropäischer Länder verbreitet sind.“
Spätzle sind zwar in Deutschland heiß und innig geliebt, aber als deutsch kann man sich wohl eher nicht deklarieren.

Sauerkraut war früher wegen dem Hohen Anteil an Vitamin C besonders für Seefahrten zur Vorbeugung gegen Skorbut geeignet. Aber nicht nur da. Das Stichwort Seefahrt ist bereits gefallen und ja, es ist auch hier schwierig bis unmöglich eine klare Aussage zu tätigen wo der Ursprung des eingelegten Weißkohls liegt.
Viele Quellen geben die Theorie weiter, dass es ursprünglich auch Asien kommt und von den Tartaren mit nach Europa gebracht wurde.
Definitiv kann man aber sagen, dass Sauerkraut weit verbreitet war und ist. Es fand auch im alten römischen Reich und im antiken Griechenland Verwendung und so wurde es auch bereit im 4. Jhd. v. Chr. in den Aufzeichnungen von Hippokrates erwähnt.
Auch hier ist es mit dem Herkunftsland Deutschland nicht weit her.

Kann man mit diesem Hintergrundwissen Krautspätzle noch als klassisches deutsches Gericht ausweisen? Wohl kaum.