Was die AfD unter „normal“ versteht

Mit dem Claim „Deutschland. Aber normal.“ geht die AfD (Alternative für Deutschland) dieses Jahr in den Wahlkampf zur Bundestagswahl.
Wir sind mitten in einer Pandemie, in einer länger andauernden Ausnahmesituation, die alles andere ist als „normal“. Und vielleicht wird dann dieser Spruch der AfD attraktiv für dich.
Klar, wer wünscht sich aktuell keine Normalität?

Nur weißt du denn was die AfD unter „normal“ versteht?
Ich habe mir für dich die Mühe gemacht das Grundsatzprogramm und die aktuellen Informationen zur kommenden Wahlkampagne der Partei genauer anzusehen und hier einige der Aussagen zusammen zu fassen.

Natürlich spiegelt diese Zusammenfassung ganz grundsätzlich einen Teil meiner Haltung gegenüber der AfD wieder. Du solltest dir also optimalerweise auch beide Dokumente der Partei selbst anschauen und auf Basis deines Eindrucks deine eigene Meinung bilden.
Ich möchte dich allerdings bitten, wenn du dir beide Originale zu Gemüte führst, dass du dir diese sehr genau und vor allem vollständig durchliest und anschaust.
Nur so bist du umfassend informiert und kannst ganz unabhängig und eigenverantwortlich später im Jahr deine Entscheidung für oder gegen die AfD an der Wahlurne treffen.

Eine gute Grundlage für das Informieren über die Partei und ihre Absichten ist das Grundsatzprogramm (https://www.afd.de/grundsatzprogramm/), was es sowohl in einer Kurz- wie auch in einer Langform gibt.

Und auch MrWissen2Go hat sich vor einiger Zeit in einem Youtube Video mit der Frage beschäftigt was passiert, wenn die AfD regiert. Ihm ist es gelungen das Video recht neutral zu gestalten, was mir hier nicht vollständig gelingen wird.

Natürlich habe ich, genauso wie du wahrscheinlich auch, eine ganz persönliche Meinung zu dieser Partei. Und ja, es gibt durchaus Punkte im Grundsatzprogramm denen ich so halbwegs zustimmen würde. Aber die Punkte die gänzlich gegen meine politische Haltung sind überwiegen deutlich.
Und diese Punkte möchte ich dir hier einmal zeigen. Wer die AfD wählt, erklärt sich damit mit dem Grundsatzprogramm einverstanden. Und zwar nicht nur mit den Punkten, die allgemein gesehen hohe Zustimmung erhalten werden, sondern eben auch mit allen anderen Punkten. Und diese vielen andere Punkte sehe ich persönlich nicht als „normal“ an. Eine AfD mit diesem Grundsatzprogramm würde unsere Gesellschaft nachhaltig und nicht zum positiven ändern.
Überleg dir mal ob diese Punkte für dich „normal“ sind und ob du dir so unsere Gesellschaft und den Umgang mit den verschiedenen Themen vorstellst.

(Alle Punkte sind aus dem Grundsatzprogramm der AfD entnommen.)

Europa und Euro:

Ablehnung der europäischen Gemeinschaft
Austritt aus der EU (DEXIT)
Ablehnung der gemeinschaftlichen Währung Euro

Innere Sicherheit und Justiz:

Lehnt jede Verschärfung des Waffenrechts ab und sie den Besitz von Waffen als Bürgerrecht.

Es wird der „Aufbau eines flächendeckenden deutschen Grenzschutzes unter dem Dach der Bundespolizei“ gefordert und die Wiedereinführung von „betriebsbereite Grenzübergangsstellen“.

Außen- und Sicherheitspolitik:

Die AfD will sich für „ein Ende der Sanktionen und eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland“ einsetzen.

Eine gemeinsame europäische Streitkraft wird abgelehnt.
Der Grundwehrdienst für „alle männlichen deutschen Staatsbürger im Alter zwischen 18 und 25 Jahren“ soll wieder eingeführt werden.

Arbeitsmarkt und Sozialpolitik:

„Die AfD will die Bundesagentur für Arbeit auflösen und ihre Aufgaben vor allem auf kommunale „Jobcenter“ übertragen. Danach gibt es nur noch einen öffentlichen Dienstleister am Arbeitsmarkt: das kommunale „Job-center“.“

Familie und Kinder:

Die AfD erkennt das traditionelle Familienbild als Leitbild an.
Die Legalisierung und das Bagatellisieren von Abtreibungen werden abgelehnt.

Kultur, Sprache und Identität:

„Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen [..]“

Die Bemühungen oder Bestrebungen zu einer multikulturelle Gesellschaft sieht die Partei als ernste Bedrohung an.
„Ihr gegenüber müssen der Staat und die Zivilgesellschaft die deutsche kulturelle Identität selbstbewusst verteidigen.“

„[..] Der Islam gehört aber nicht zu Deutschland. [..]
– Imame, die in Deutschland predigen wollen, bedürfen der staatlichen Zulassung.
– Die AfD lehnt es ab, islamischen Organisationen den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verleihen.
– Vollverschleierung in der Öffentlichkeit ist zu untersagen.“

Schule, Hochschule und Forschung:

Die AfD lehnt jede weitere Entwicklung unserer Gesellschaft bzw. der Gender sowie die weitere Besetzung von Gender-Professuren ab.
Sie fordert außerdem die Wiedereinführung der Studienabschlüsse Diplom, Magister und des Staatsexamens.
Bzgl. des Schulsystems werden „alle Arten von Gesamt- oder Einheitsschulen“ abgelehnt.

„– Wir wollen, dass an unseren Schulen wieder Leistung und Disziplin einziehen.
– Eine einseitige Hervorhebung der Homo- und Transsexualität lehnen wir ebenso entschieden ab wie die ideologische Beeinflussung durch das „Gender-Mainstreaming“.
– Ebenso fordert die AfD, keine Frühsexualisierung in Krippen, Kindergärten und an den Schulen zuzulassen und die Verunsicherung der Kinder in Bezug auf ihre sexuelle Identität einzustellen.“

Einwanderung, Integration und Asyl:

In Ergänzung zum Abschnitt „Innere Sicherheit und Justiz“ wird nun noch weiter die „vollständige Schließung der EU-Außengrenzen“ und die Einführung von „strenge[n] Personenkontrollen einzuführen, um illegale Grenzübertritte zu verhindern“.

Bezüglich der Integration und des Asylrechts wird folgendes ausgeführt:
„Jeder Einwanderer hat eine unabdingbare Bringschuld, sich zu integrieren; er muss sich seiner neuen Heimat anpassen, nicht umgekehrt. Wer sich der Integration verweigert, muss sanktioniert werden und letztendlich auch sein Aufenthaltsrecht verlieren können.
Die AfD lehnt den „Doppelpass“, also den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit bei gleichzeitigem Fortbestand oder Erwerb einer anderen Staatsangehörigkeit grundsätzlich ab, [..].“

Wirtschaft, digitale Welt und Verbraucherschutz:

„Die AfD lehnt Subventionen generell ab.“
Wirtschaftliche Sanktionen gegenüber anderen Staaten unterstützt die Partei nicht und hält diese „grundsätzlich für falsch.“

Energiepolitik:

Gemäß des Grundsatzprogramms der AfD erkennt die Partei nicht an, dass der aktuelle Klimawandel maßgeblich durch den Menschen beeinflusst wird.
Entsprechend soll das EEG (Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien) nach dem Willen der AfD ersatzlos abgeschafft werden, welches die Partei als „verfassungs- und europarechtswidrig“ einstuft.
Genauso sollen auch die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbares-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG) ersatzlos gestrichen werden, da die Partei diese als „Rechtfertigung für Luxus-Sanierungen“ ansieht.

Natur- und Umwelt, Land- und Forstwirtschaft:

Windenergie wird grundsätzlich abgelehnt.
Einschränkungen zum Schutz der Natur in Ostseeschutzgebieten werden ebenso abgelehnt.

Infrastruktur, Wohnen und Verkehr:

Die AfD lehnt „alle Beschränkungen aus anderen Gründen als der Verkehrssicherheit ab“ und ist gegen Maßnahmen, die einen Umstieg vom eigenen Kfz hin zum öffentlichen Nah- und Fernverkehr fördern.