Immer noch vegan?

Kurz und knapp: Ja.
Es funktioniert immer noch sehr gut. Fehlgriffe im Supermarkt sind mittlerweile sehr selten geworden und kulinarische Verlockungen gibt es zunehmend auch in vegan.

Seit einiger Zeit achte ich auch darauf dass andere Produkte in meinem Haushalt beim Nachkauf vegan sind.
Zuletzt zog aus diesem grund eine vegane Sonnencreme ein. Wobei der Augenmerk aktuell dabei wirklich nur darauf liegt, dass das Produkt an sich vegan und tierversuchsfrei ist. Das heißt also weder plastikfrei noch andere besonders nachhaltige Verpackungen, etc.

Aktuell taste ich mich an veganen Tartes und Quiches heran. Das Kapitel hatte ich letztes Jahr erfolgreich umschifft, nun aber scheine ich den Dreh dazu raus zu haben. Es ist nur immer die Frage wieviel Speisestärke die Füllung braucht um dann stabil zu werden.

Mit meinen veganen Kuchen und Torten bin ich mittlerweile sehr zufrieden. Ja, teilweise wird der Teig immer noch recht kompakt, aber insgesamt wird es dann trotzdem sehr sehr lecker.

In den vergangenen sieben Monaten habe ich mich mal darum bemüht die Einkaufskosten für einen veganen Singlehaushalt im Lebensmittelbereich aufzuzeichnen.
Diejenigen von euch, die mir auf Instagram folgen, werden sich vielleicht an diese kleinen Listen erinnern. Meist ging dem jeweils ein Foto vom Einkauf voraus.

Nur leider ist diese Aufzeichnung nicht so aussagekräftig wie sie sein sollte.
Zur Erinnerung – wir waren und sind in einer Pandemie. Und das hatte deutliche Auswirkungen auf mein Einkaufsverhalten.
Der Rythmus der Einkäufe wurde auf 2-3 Wochen ausgedehnt. Ab Januar ging ich nicht mehr zum Penny sondern zum teureren CAP Markt, da dieser garantiert immer leer war und deutlich weniger Querdenker dort unterwegs waren. Und „mein“ Penny hat den Securitymenschen abgeschafft, womit ich nicht einverstanden war.
Was ich im CAP nicht bekam wurde bestellt. Und ich leistete mir zusätzlich natürlich einige besondere Zutaten und füllte aber auch gleichzeitig immer wieder meinen kleinen Vorrat auf.

November: 80,55€
Dezember: 99,79€
Januar: 116,60€
Februar: 130,85€
März: 149,93€
April: 112,95€

Jetzt im Juni gehe ich wieder mehr zum Penny.
Ja, der Securitymensch ist weiterhin abgeschafft, der Desinfektionsspender steht unbeachtet herum und ja den ersten Querdenker seit langem hat sich auch direkt den Platz hinter mir in der Schlange zur Kasse ausgesucht. Aber die aktuellen Zahlen in Hamburg machen dieses Gesamtpaket weniger bedrohlich und natürlich auch die Tatsache, dass ich bereits vollständig geimpft bin.

Insofern, nein, diese Zahlen sind wirklich nicht aussagekräftig. Das sind die Kosten für einen veganen Singlehaushalt in Pandemiezeit mit veränderlichen Infektionszahlen und damit für mich ganz persönlich veränderlichen Gefährdungssituationen.

Ich fürchte, ich werde irgendwann doch nochmal zählen müssen. Aber vielleicht wieder unter normal oder halbwegs normalen Bedingungen, wenn mir danach ist.

Allerdings vergesse ich immer mehr den Geschmack der nicht veganen Produkte. Beispielsweise der von Frischkäse, Mozzarella, Milch oder ähnlichem. Ich weiß es schlicht nicht mehr. Ich weiß noch, dass ich im Veganuar 2020 die Simply V Frischcreme probiert hatte und befand, dass sie nicht mal ansatzweise geschmacklich an einem normalen Frischkäse heran kam. Mittlerweile mag ich den Geschmack.
Und als ich zuletzt mich daran machte ein Art veganen „Käsekuchen“ herzustellen mit einem veganen Produkt, das Quark imitieren sollte, konnte ich schlicht und ergreifend zum einen nicht mehr bewerten ob das nun noch nach Käsekuchen schmeckt und schon gar nicht wie Käsekuchen oder Quark an sich schmeckt.

Ich dachte nicht, dass das mit dem Vergessen der Geschmäcker so schnell geht. Dafür aber sind sehr viele neue Geschmäcker für mich dazu gekommen. Einiges davon könnt ihr erahnen, wenn ihr euch die Rezepte von jetzt bis Januar 2020 anschaut. Das Kochen hat sich leicht verändert. Es werden deutlich mehr Gewürze verwendet und teilweise auch welche mit besserer Qualität.
Und auch wenn ich gelegentlich ganz gerne vegane Würstchen oder veganes Hack ausprobiere, das braucht es in meinem Speiseplan nicht.

Scheint so, als ob ich nun tatsächlich nahezu 100% bei der veganen Ernährung erreichen würde.
Naja, nicht so schnell. Die erste Qual der Wahl zwischen Gesellschaft und veganem Essen ist schon in Sicht. Immerhin geht es nun langsam wieder in die Büros zurück und ein Abschied einer lieben Kollegin will gefeiert werden.. In einem Restaurant, das zumindest laut der Karte auf der Webseite keine veganen Gerichte anbietet. 

Nun, nach wie vor geht für mich Gesellschaft vor veganem Essen. Im Zweifel wird es dann eben vegetarisch oder, wie das hier in Deutschland neuerdings bezeichnet wird, plant based.
Über diese Begriffsverunstaltung kann ich nur den Kopf schütteln. Da hat irgendein Marketing-Fritze nicht richtig gelesen oder oder überhaupt sich umgeschaut was „plant based“ bedeutet. In den USA und im großen Rest der Welt ist „plant based“ die Bezeichnung für diejenigen, die einer veganen Ernährung folgen ohne ihr weiteres Leben vegan (im Sinne von nachhaltig, ökologisch, etc.) zu gestalten.
Und wir Deutschen machen daraus nun einen tollen Marketingbegriff für vegetarisch.
Nun, nur zum Verständnis, was ist an einem Ei bitte plant based? Ah, ich weiß es. Das Huhn, das es gelegt hat, hat optimalerweise hauptsächlich Pflanzen und Körner gegessen.

Nun gut. Im Moment lebe ich mit meiner veganen Ernährung weiterhin sehr gut. Es ist unwahrscheinlich, dass ich zur omnivoren Ernährung zurück gehe und das ist für mich auch vollkommen ok so.