Käse als Dessert

Es gibt sie, diese Menschen, die nach einem Essen auf ein süßes Dessert verzichten und sich lieber ein paar Stücke Käse wünschen.
Ich bin ja eher der süße Typ. Bietet man mir beides an, nehme ich aller Wahrscheinlichkeit nach das süße Dessert.
Dennoch, so eine kleine Käseplatte ist was tolles und ich möchte heute mit euch zusammen diese Dessertart etwas näher erkunden.
Ihr kennt das Sprichwort oder die Phrase sicherlich: „Käse schließt den Magen“
Diese soll auf den römischen Gelehrten Plinius (Gaius Plinius Secundus Maior, 23/24 bis 79 n. Chr.) zurück gehen, der in einer seiner Abhandlungen folgendes geschrieben haben soll: 
„Ist der Leib in guter Ruh, schließe ich [Käse] den Magen zu“

Nun, bei einer reichlichen Käseplatte klassisch dekoriert mit Weintrauben und einer Karaffe Wein dazu, fällt der Gedanke an ein römisches Gelage aus einem der Malereien zu diesem Thema nicht schwer.
Nun bin ich weder Arzt noch habe ich irgendeine medizinische Ausbildung genossen. Aber wir alle wissen, dass Käse satt macht. Inwiefern Käse nun aus medizinischer Sicht den Magen schließt darf nun mal jeder selber googeln.

Wird einem eine Käseplatte oder -auswahl zum Ende eines Menüs angeboten gibt es mehrere Möglichkeiten. 
Zum Einen kann die Käseplatte das klassische süße Dessert ersetzen, aber es ist auch möglich, dass diese pikante Auswahl vor einem süßen Dessertgang gereicht wird.
In der Regel ist so eine Käseauswahl zum oder als Dessert nicht all zu groß. Hat man doch schon das Hauptessen hinter sich, so sollten es maximal 80g Käse pro Person sein. Aber damit eine Auswahl gegeben ist, werden natürlich verschiedene Sorten an Käse angeboten und präsentiert.
Bildet man nun so eine Käseplatte als Dessert daheim nach, so sollte sich die Anzahl der Käsesorten doch stärker begrenzen, als wenn eine solche Platte einem im Restaurant angeboten wird.
Drei oder vier Sorten halte ich persönlich für völlig ausreichend. Immerhin hält sich Käse zwar ganz gut, aber irgendwann sollte er ja auch aufgegessen werden, sofern ihr den Verkäufer an der Käsetheke nicht in den Wahnsinn getrieben und je Sorte nur 50g gewünscht habt.
Wie oben schon erwähnt wird so eine Käseauswahl gerne ganz klassisch mit Weintrauben dekoriert, die optimalerweise nicht aus Plastik bestehen, sondern ebenso wie der Käse verzehrbereit sind.
Aber auch sonstiges Obst passt sehr gut zu Käse. Trauben sind dabei die „Allrounder“ und können ganz nach Belieben zu jeder Art Käse kredenzt werden.
Birnen und Äpfel begleiten hingegen eher Hartkäse, Stein- und Beerenobst hingegen eher Weichkäse.
Feigen und Melonen machen sich ebenso gut zu Käse.
Soweit die Theorie. Praktisch denke ich gerade mit Freude an eine eingeschnittene Zwetschge, in der ein Stück Emmentaler steckt. Es gilt wie üblich, erlaubt ist was schmeckt.
So.. Und nun?
Habt ihr noch Käse da?
Also ich tingel jetzt zum Kühlschrank.. Ohje, ja, halt, stop!
Da war noch was.
Genauso wie Schokolade hat jede Käseart eine andere „Genusstemperatur“ bei dem sich die Aromen besonders gut ausbilden.
Ein sieben bis zehn Grad kalter Käsewürfel ist eben tatsächlich nur kalter Käse. Raumtemperatur sollte so ein Käsestück schon haben, wenn es genussvoll verzehrt werden soll. Wobei „Raumtemperatur“ ein recht dehnbarer Begriff ist, vor allem jetzt im Sommer.
Aber wir wollen es ja nicht zu exzessiv betreiben mit unserer kleinen Käse-Wissenschaft.
Die Anordnung der einzelnen Käsesorten auf einer Platte oder einem Teller ist nun das letzte Thema, was ich hier anschneiden möchte.
Man orientiert sich hier an einer Uhr und richtet die einzelnen Käsesorten im Uhrzeigersinn von mild bis würzig beginnend auf sechs Uhr an. Und in dieser Reihenfolge erfolgt dann auch das Essen und Genießen, so dass kein Geschmack den vorherigen überwältigt.
Diese Anordnung erfolgt aber nicht nur hinsichtlich des Geschmacks, auch die Texturen der Käsesorten steigern sich gleichsam von cremig weich bis zu den Hartkäsen genauso wie das Alter der Käsesorten.
So findet man einen jungen bis mittelalten Gauda eher auf neun Uhr und einen alten Gauda auf zwölf Uhr.
  • 6 Uhr – milde Käsesorten: Frischkäse, milde Weichkäse
    Bsp. Ricotta Frischkäse, Brie, Camembert 
  • 9 Uhr – kräftigere Weichkäse und halbfeste Schnittkäse
    Bsp. junger Gauda, Edamer, milder Emmentaler
  • 12 Uhr – kräftigere Käsesorten: Milde „Stinkerkäse“
    Bsp. Appenzeller, gereifter Emmentaler
  • 3 Uhr – lang gereifte Hartkäse und würzige Schimmelkäse
    Bsp. Parmesan, Bavaria Blue, Gorgonzola

Nein, wir sind immer noch nicht am Ende. Man könnte jetzt noch weitere Ausführungen über die richtige Lagerung, die richtige Reifung, das Alter einzelner Käsesorten und ganz allgemein über die Herstellung von Käse schreiben.
Wie schon erwähnt, es ist eine Wissenschaft für sich, wenn man sich auf das Thema einlässt.
Hier soll uns aber dieser Auszug und dieses Wissen aus diesem Beitrag nun vorerst ausreichen.
Zuletzt sei aber erwähnt, dass ihr es euch nicht entgehen lassen solltet, solltet ihr einmal die Gelegenheit haben bei der handwerklichen Herstellung eines Käses zuzusehen. Ich schreibe hier extra „handwerklich“ dazu, da man in den großen Käsereibetrieben kaum noch etwas von den einzelnen Herstellungsschritten in den großen Metalltanks und -kesseln sieht.
In diesem Sinne, bis zum nächsten  Käsebrot.