Die Harry Potter Frage

Ende Mai habe ich euch davon erzählt, dass ich damals eigentlich, ohne die Pandemie, in einem Theatersaal sitzen und mir das Theaterstück Harry Potter und das verwunschene Kind ansehen würde. Das kam ja nun leider nicht zustande.. Oder Gott sei Dank?

Ja, ich habe meinen Promotionscode für die Buchung geholt und habe ihn immer noch nicht gegen neue Karten eingelöst. Warum?
Wegen transgender-feindlichen Aussagen der Autorin der Harry Potter Romane und des Theaterstücks, das ich mir anschauen wollte, in einem Umfang, den ich persönlich nicht tolerieren möchte – Joanne Kathleen Rowling.

Und nun stehe ich seit dem vor einem Problem oder besser gesagt einer Aufgabe, der ich mich bisher noch nie gestellt habe. Inwiefern betrachtet man das Werk, in dem Fall die Bücher, Filme und das Theaterstück, getrennt von dem Autor?

Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung ob oder welche Einstellungen Michael Ende, Astrid Lindgren, Enid Blyton, Ken Follet, John F. Case oder Dan Brown zu verschiedenen Themen haben.
Was ich aber weiß ist, dass Tom Cruise ein Scientologe ist und dadurch schaue ich mir Filme mit seiner Mitwirkung nicht an und ich besitze keine Kochbücher von einem Attila Hildmann.
Wäre es dann nicht vielleicht folgerichtig sich auch vom Harry Potter Universum loszusagen?

Wir alle kennen sicherlich noch von früher aus der Schule diese Frage im Deutschunterricht, was der Autor mit seinem Werk gemeint haben könnte, was ihn dazu bewegt hat, etc.
Da war das fest verknüpft. Ich hatte in meiner Schullaufbahn mehrfach das Vergnügen Maria Stuart und Effie Briest dahin gehend interpretieren zu dürfen und jedes mal wäre es fast ein einziger Satz geworden, der so in dem Sinne wäre wie „Weiß der Teufel, was der Autor sich dabei gedacht hat.“
Aber ihr kennt es ja, dieser Satz hätte definitiv zu einer schlechteren Note geführt als mit 4-7 Seiten Geschwurbel, auf denen aber genau das drauf stand, nur etwas ausführlicher.
(Funfact: Eines der beiden genannten Werke habe ich nie vollständig gelesen, über die ersten 5 Seiten bin ich nie hinaus gekommen.)

Es war also vorgegeben, dass Werk und Schriftsteller zusammenhängen und ich habe es für mich aber getrennt betrachtet.. zumindest mehr oder weniger.

Ich fasse also zusammen:
Maria Stuart betrachte ich getrennt von Schiller
Mission Impossible, Top Gun, Jack Reacher und Co. trenne ich nicht von Tom Cruise
Und vegane Kochbücher und allgemein seine Produkte trenne ich ebenso nicht von Hildmann.
Alle andere gelesenen Bücher und gesehenen Filme trenne ich wieder von Schauspieler/Autor/Wichtel/Zombie/Alien.

So. Und nun?
Wenn ich danach gehe, wie sehr mich die Aussagen von Frau Rowling aufregen auf einer Skala von 1 bis 10 ist es ein „Wtf“ – dann bin ich durch mit dem Thema. Dann werden die vorhandenen Bücher vielleicht nicht mehr so gerne gelesen und die vorhandenen Filme bekommen einen Beigeschmack aber es wird nichts neues mehr aus dem Harry Potter Universum konsumiert.
Fertig… Aber verdammt nochmal, ich liebe diese Art Fantasieromane und -filme. Und es gibt wirklich enorm wenige Geschichten, die es schaffen mich tatsächlich zu fesseln. Und nahezu alles was neu aus diesem Universum heraus purzelt hat eine enorme Anziehungskraft auf mich und genau aufgrund dieser Faszination, die diese eine Fantasiewelt für mich ausstrahlt, fällt mir hier so schwer was für mich bei Tom Cruise oder Attila Hildmann nie zur Debatte stand.

Ich überlege und grüble also noch weiter vor mich hin wie ich damit umgehen.