Ein Jahr Vegan

 

Der Veganuar und Veganuary und wie sie alle heißen sind dann wohl gestern pünktlich gestartet um die vegane Ernährung noch mehr Menschen näher zu bringen.

Das war auch mein Startpunkt letztes Jahr und über die ersten Wochen und Monate habe ich dabei mitgenommen.

Am Anfang war es einerseits leichter als gedacht, andererseits aber auch frustrierend. Und zwar genau dann, wenn ich doch mal wieder feststellte, dass Produkte, die per se eigentlich keine tierischen Produkte benötigen doch welche enthalten.
Der nächste Knackpunkt war dann die Auswahl der veganen Speisen in Restaurants, sofern denn überhaupt vorhanden. Und dann begann die Pandemie mit den langen Homeoffice-Zeiten. Restaurants habe ich bis dahin nur mit den Kollegen zum Mittag besucht und durch das Homeoffice fiel das natürlich aus. Insofern musste ich mich damit nicht zu sehr beschäftigen.

Zu Beginn und auch jetzt bin ich weiterhin auf dem Standpunkt, dass ich soziale Kontakte der streng veganen Ernährung vorziehe. Sollte ich in Zukunft doch wieder mal mit Kollegen oder Freunden zum Essen gehen und es im gewählten Restaurant/Cafe keine vegane Option geben, gebe ich mich mit vegetarischem Essen durchaus zufrieden.. Allerdings müssen sich diese vegetarischen Ausnahmen dann geschmacklich auch lohnen. Und genau dabei bin ich während dieses Jahres sehr streng geworden.
Wenn das „Zeugs“ was einem dann im Restaurant serviert wird schlechter schmeckt als es nötig wäre, dann hätte ich gerne auf diese Ausnahme verzichtet und hätte auf den veganen Standardteller mit Pommes und Salat zurück gegriffen. Diese Option gibt es aber gar nicht so häufig. Zumindest nicht in den Lokalen, in denen wir bisher immer so zu Gast waren.

Während ich also immer wieder und weiter herausfand wie einfach das vegane Kochen ist, stärkte sich in mir auch mein „Warum“.
Das war die Frage, die mir während des Veganuars am Meisten auf den Keks ging, einfach weil ich die Bedeutung darin nicht sah.
Meine Motivation um die vegane Ernährung auszuprobieren war nicht das Tierleid, die Umwelt oder die Ethik an sich, sondern einfach meine Neugierde wie gut oder schwer ich damit zurecht komme.
Mitte Januar war ich dann dermaßen genervt von diesem „Kenn dein Why“, dass ich mir Dominion ansah. Ja, genau. Die Doku, die den Alltag in der industriellen Fleischproduktion dokumentierte. Die Bilder waren es nicht, die Handhabungen der Ware Tier war es auch nicht.
Es war dieser eine Satz „Kein Wesen stirbt freiwillig“ der mich zum Nachdenken brachte und der dann in mir den Entschluss reifen ließ nach dem Veganuar ein „Vebruar“ folgen zu lassen und einfach solange damit weiter zu machen wie es eben ging.
Und nun haben wir bereits Januar des Folgejahres.

Mein B12 hatte ich zu Beginn mit Kapseln und dann mit Tropfen supplementiert bis ich dann neue Zahnpasta brauchte und befand, dass auf den neu angeschafften Bambus-Zahnbürsten jetzt schlecht nicht-vegane Zahnpasta passt.
Also sind aktuell nicht nur Zahnbürste und -pasta durch vegane Produkte ersetzt worden, sondern eben auch weitere Produkte zur Körperhygiene wie Duschgel und Haarshampoo.
Vegan hergestellte Schuhe hatte ich auch ausprobiert und sie wieder zurück gesendet. Da brauche ich wohl einen anderen Hersteller, als den den ich im ersten Versuch probiert hatte. Dafür aber wurden Binden gegen vegane Periodenunterwäsche ersetzt und ganz allgemein achte ich immer mehr darauf ob ein Produkt vegan ist. Ist es das nicht und gibt es eine vegane Alternative, dann wähle ich die vegane Alternative. Selbst dann, wenn diese teurer ist.

Mit der Zeit bin ich also von der Begrenzung auf die Ernährung abgekommen und habe mich darauf eingelassen mehr vegane und nachhaltige Produkte in mein Leben zu lassen.
Und diese Reise wird mit der Zeit sicher noch weiter gehen.

Es gibt immer noch einige Fragestellungen, bei denen ich mir persönlich noch nicht so sicher bin. Beispielsweise die Sache mit der Bienenhaltung zur Gewinnung von Wachs und Honig.
Nun, ich bin noch weit davon entfernt das Honigglas, dass ich vor Januar 2020 in Bearbeitung hatte leer zu bekommen und meine Kerzenliebe begrenzt sich eben auf LED-Kerzen. Aber ja, LED-Kerzen können zu gewissen Teilen aus Wachs sein.
Auch in einigen kosmetischen Produkten, die mir gute Dienste erweisen ist Honig oder Wachs enthalten. Ich mag die Produkte von Burt’s Bees sehr und bisher tun sie meiner Haut auch sehr gut. Aber ob das noch vereinbar ist mit meiner neuen Lebensweise?
Nun, das ist ein Punkt mit dem ich mich noch beschäftigen sollte.

Ich habe in diesem einem Jahr viel gelernt was die vegane Ernährung angeht. Angefangen bei der Zubereitung von Tofu, der Erkenntnis dass mir die Aufstriche/Frischcremes von Simply V nicht schmecken, sie zum Backen von Cheesecakes aber optimal sind, dass der mir am besten schmeckende vegane Käse von Violife und Happy Cheeze kommt und der beste vegane Joghurt von Happy Coco.
Auch war es für mich hilfreich mich nicht an der typisch deutschen Ernährung festzuhalten. Ich bin durch so viele Länderküchen getingelt wie bisher noch nie. Der kulinarische Horizont hat sich um einiges erweitert und das hat mir bisher sehr viel Spaß gemacht und was kann einem besseres passieren, dass einem die vegane Ernährung Spaß macht?

Auch in Sachen Kuchen habe ich mich in diesem Jahr von „ui, ist das kompakt“ zu „oh ja, noch ein Stückchen“ entwickelt.
Mein liebster Ei-Ersatz ist immer noch die einfachste Mischung aus Speisestärke und Wasser. Bei Bedarf und je nach Einsatz kommt etwas Kurkuma und/oder Kala Namak dazu. Dass damit allerdings kein Biskuit gelingt ist klar.
Heute möchte ich mir dafür bei einem kurzen Ausflug zu einem Biomarkt mal so ein aufschlagbares Zeugs holen und bin gespannt ob damit das Biskuitproblemchen gelöst wird.

Allgemein probiere ich gerne vegane Ersatzprodukte aus. Rügenwalder Mühle bietet eine Vielzahl davon an, aber bis auf die Brotbeläge nehme ich keine mehr davon. In Sachen Nuggets oder paniertes Zeugs, das wie Fisch schmecken könnte ist die Marke SoFine mein Favorit geworden und bei den Würstchen aus Erbsen von LikeMeat musste ich ein paar mal auf die Packung schauen, dass das wirklich pflanzlich ist.

Seit November versuche ich aufzuzeichnen wieviel ich denn so für meine nun vegane Ernährung ausgebe. Darin ist dann alles enthalten was ich so tagtäglich zum Essen brauche oder möchte.
Kurz:
Nein, teuer ist das nicht. Teurer als mit Fleisch/Wurst/Milch/Käse/etc. vielleicht. Einfach weil eben H-Milch grundsätzlich günstiger ist als Pflanzendrinks, außer natürlich die superduper-Bio-glückliche-Kühe H-Milch, die ich aber nun einmal nie gekauft habe.

Kosten einer veganen Ernährung im Singlehaushalt pro Monat

(inkl. sämtlicher veganer Ersatzprodukte)
November: 80,55€
Dezember: 99,79€

Die Kosten halten sich durchaus in Grenzen. Und die Gesundheit?
Ich habe im Vorfeld (vor Januar 2020) eine Blutuntersuchung machen lassen und im August war die letzte meiner aktuellen Blutuntersuchungen. Ergebnis: Alles tippitoppi.

Im Laufe des Jahres fand ich auch meine bevorzugten Youtuber mit veganer Lebens-/Ernährungsweise und bin doch recht flott von den deutschen Youtubern abgekommen.
Hierzulande wird vegan für meinen Geschmack immer noch zu sehr mit einer superhealthy Ernährungsweise mit fancy Bowls, Smoothies, Superfood, etc. dargestellt.
Fakt ist aber nun mal, dass eine vegane Ernährung alles sein kann, genauso wie eine Omnivore. Eine Ernährung mit veganem Fastfood ist mittlerweile genauso möglich wie eine supercleane rawvegan Sache, bei der die Zutaten nicht über 40 Grad erhitzt werden dürfen.
Und im Moment verfolgen mir noch zuviel deutsche oder deutschsprachige Influenzer genau diesen superhealthy Weg, zu dem ich als Frau-Otto-Normalmensch keinen Zugang finde. Auch wollte ich mit der veganen Ernährung nie abnehmen oder fitter werden oder was aich immer.
Im Gegenteil. Zu Beginn war der kulinarische Notfallplan Cola, Chips, Pommes und Instant Nudelsuppen.
Soviel dazu.

Aber ja, ich stimme zu. Ein Niko Rittenau ist für die vegane Bewegung notwendig. Und ein Kupferfuchs mit ihren Küchenchaos Videos ist ein guter Einstieg und ein Philipp Steuer mit der Aktion Veganuar.de ein super Startpunkt.
Zum Rest der prominenteren veganen Influenzer und Youtuber möchte ich mich nicht äußern.

Also um es kurz zu machen:
Der Einstieg in diese vegane Ernährung ist für mich geglückt. Und auch wenn ich immer noch keinen Zugang zu den so gehypten Hefeflocken gefunden habe, mir keine virtuelle Straßenschlacht mit meinen Omnivoren Mitmenschen liefere und keinen missionarischen Feldzug führe, werde ich auch im schon begonnenen Jahr 2021 einfach mit der veganen Ernährung weiter machen und auch die Entdeckung der nicht essbaren veganen Produkte für den Haushalt und co. weiter führen.

Optimalerweise bekommt ihr dann zum Ende des Jahres oder Anfang 2022 einen ähnlichen Beitrag zu lesen.
Und irgendwann zwischen drin gibt es mal noch einen Blick auf die Kosten.