Vegan werden – Ratschläge für den Veganuar / Veganuary

 

Seit ein paar Tagen ist der Veganuar  und der Veganuary wieder gestartet, also genau das, was auch für mich der Startpunkt war um das mit der veganen Ernährung auszuprobieren.

In dieser Zeit seit letztem Jahr habe ich einiges bezüglich dieser Ernährungsform gelernt und einen Teil davon möchte ich euch hier mal mit geben.

1. Finde deinen eigenen Weg
Wir fangen am besten gleich mit dem schwierigsten Punkt an, den eigenen Weg für sich zu finden. Ja, so eine Ernährungsumstellung ist nicht einfach. Manchen gelingt das per Finger schnipsen jetzt sofort und manche brauchen etwas Zeit um sich an das Neue zu gewöhnen.
Welcher Typ bist du?
Bei mir war seit Herbst im Vorjahr bereits klar, wohin der Weg gehen wird, eben hin zum Veganismus, aber diese Erkenntnis gab mir die Chance bis zum eigentlichen Start im Januar mich auch auch darauf einzustellen und einzulassen.

2. Vegan Kochen will gelernt sein
Ich hatte mich auch im Herbst schon für die Veganuar Aktion mit Newsletter, Rezeptvorschläge und allem Weiterem angemeldet.
Als dann aber die ersten Rezepte kamen war ich froh bereits andere Rezeptideen in petto zu haben. Die Rezepte waren nicht nach meinem Geschmack und ich habe im gesamten Veganuar keinen einzigen der Rezeptvorschläge wahrgenommen.
Das war nicht meins.
Ich probierte selbst herum und dabei kamen in der ersten Zeit schon ganz leckere Sachen bei raus. Aber sie machten mich nicht so satt wie ein herkömmliches Gericht mit tierischen Produkten. Erst nach 2-3 Monaten nach dem Veganuar kam ich auf den Trichter, dass ich deutlich mehr Eiweiß in meinen Gerichten brauchte. Und nein, das musste nicht immer Tofu sein. Kichererbsen und verschiedene Bohnen wurden ab dann deutlich häufiger Bestandteil meines Essens.
Ob das für dich auch besser ist? Das musst du für dich ausprobieren.

3. Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen.. Aua
Die größte kulinarische Umstellung war für mich wirklich der regelmäßige Verzehr von Hülsenfrüchten.
So nun bin ich immer noch Alleinstehend und habe weiterhin die Neigung Gerichte gleich für 4 Tage zu kochen. Eine halbe Dose Bohnen? Dann verdirbt mir doch der Rest.. Also nehm ich die ganze.
Ja, der Körper gewöhnt sich an die neue Menge von Hülsenfrüchten und ja, es gibt die Empfehlungen die Menge langsam zu steigern und das macht tatsächlich auch Sinn. Die ersten 3-4 Tage waren unschön. Es wurde gepupst und es tat weh. Zuviel Gas im Darm um es mal, nicht medizinisch überprüft, einfach auszudrücken. Das geht schnell vorbei und ist auch nicht schlimm sofern man Hülsenfrüchte an sich verträgt.

4. Die Backups
Vor dem Veganuar letztes Jahr hatte ich mir einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln zugelegt, die vegan waren, mir schmeckten und keine aufwendige Zubereitung benötigten.
Das waren Instant Nudeln, Pommes, Chips, Ketchup und Cola.
Gerade am Anfang ist das mit dem vegan Kochen nicht so leicht, wie es vielleicht klingt und vor allem dann, wenn man nicht wirklich bereit ist den Rezeptvorschlägen zu folgen.
Da ist es gut, wenn zumindest am Anfang ein Plan B im Tiefkühler oder im Vorratsschrank vorhanden ist. Pommes und Salat gehen eigentlich immer. Aber ja, vollständig ist das nicht. Beim nächsten Kochen sollte also besser etwas essbareres heraus kommen als beim aktuellen Versuch.
Mir half es einfach anzufangen.
Currys sind super lecker und absolut problemlos zu kochen. Reis + Lieblingsgemüse + Kichererbsen oder Bohnen + ein bisschen Tahini oder Nussmus ergibt eine ganze Reihe von Gerichten, zum Einen sehr gut schmecken und satt machen und zum Anderen nicht zu kompliziert sind.

5. Vegan Backen – die Königsdisziplin?
Wenn das vegane Kochen schon einigermaßen gut klappt, kommt sicherlich irgendwann der Punkt, dass du auch mal wieder einen Kuchen, eine Torte oder Ähnliches essen möchtest. Und vielleicht ist das dann der Startpunkt für dich das vegane Backen auszuprobieren.
Stell dich darauf ein, dass die Kuchen vielleicht am Anfang nicht gleich so werden, wie du es gewohnt bist. Je nach verwendetem Ei-Ersatz kann so ein veganer Kuchen zwar trotzdem gut schmecken aber deutlich kompakter sein als gewohnt.
Da braucht es Übung und das richtige Rezept.

6. Die Abnehmer
Der Veganuar und Veganuary findet im Januar statt. Diejenigen, die sich dafür entscheiden am Veganuar teil zu nehmen, tun das aus ganz verschiedenen Gründen. Ich hatte aber im letztes Jahr sehr den Eindruck, dass viele die Ernährungsumstellung machen um Abzunehmen.
Das ist per se nicht schlimm, aber manche Tipps oder Ratschläge aus dieser Richtung sollte man dann als jemand, dem es rein um die Ernährungsumstellung geht, mit Vorsicht betrachten.
Folgt man dessen ungeachtet den „falschen“ Tipps, wacht man Nachts im Bett hungrig auf oder geht mit grummelnden Magen schlafen. So soll das nicht sein.

7. Dein ganz persönliches „Warum“
Irgendwann im Veganuar wird sicherlich auch wieder die Frage nach dem „Warum?“ aufkommen. Warum machst du das, warum wagst du dich an diesen Versuch und warum bleibst du dabei?
Ganz ehrlich? Bei mir stand zuerst im Vordergrund die Neugierde ob ich damit zurecht komme.

Mein Warum hat sich tatsächlich aus dem Film Dominion gebildet.
Wie in einem Schlachtbetrieb gearbeitet wird, wusste ich vorher auch schon. Dass im Produktionsprozess Fehler passieren ist klar, immerhin ist 1. der Mensch daran beteiligt und 2. viele andere Lebewesen, die zum Produkt werden sollen. Und diese Fehler sind eben so, dass die Tötungsmaschinerie teilweise oder stellenweise nicht so funktioniert wie vorgesehen – ganz nüchtern betrachtet.
Für mich waren die Bilder nicht abschreckend. Aber der Film hat bei mir bewirkt, dass die Erkenntnis, dass kein Lebewesen freiwillig stirbt, endlich an die Oberfläche kam.
Es ist eigentlich so simpel, aber man vergisst und verdrängt es. Man sieht das Produkt und nicht, dass dafür ein Lebewesen sein Leben gegeben hat.

Und genau diesen Gedanken habe ich für mich als mein Warum festgehalten.

8. Es ist deine Entscheidung
Richtig, du entscheidest dich dafür die vegane Ernährung auszuprobieren und vielleicht auch weiter zu machen.
Und wie das nun mal mit ganz persönlichen Entscheidungen so ist, haben diese erst einmal keinerlei Auswirkung auf dein Umfeld.
Erwarte nicht, dass auf deine neue Ernährungsweise (besonders zu Beginn) Rücksicht genommen wird und bitte erwarte auch auch nicht, dass sich nun alle deine Bekannten und Freunde dir und deiner neu entdeckten Begeisterung für den Veganismus anschließen. Diese Entscheidung muss und darf jeder für sich fällen. Verleide deinen Bekannten nicht den Spaß oder die Lust an ihrem Essen, aber klopf ihnen auf die Finger wenn sie es bei dir versuchen.

9. Omnivor vs. Veganer
Du hast nun also die Seite der „Pflanzenfresser“ gewählt und bist bereit dich dem Omnivoren-Bashing anzuschließen? Ja?
Dann möchte ich dir zu Denken geben, dass du bis vor kurzem genauso genussvoll in Fleisch gebissen hast, Milch in deinen Kaffee gekippt hast und Eier in der Pfanne und im Kuchenteig gelandet sind, ohne dass du ein schlechtes Gewissen hattest.
Das ist auch vollkommen ok. Das war deine damalige Ernährung geprägt von der Erziehung, dem Umfeld und ganz grundsätzlich der Gesellschaft.
Nun hast du die Seiten gewechselt. Machst dir mehr Gedanken über den Ursprung deines Essens, welche Mineralien und Vitamine drin stecken und ob und wie das Essen dir gut tut.
Das ist schön für dich, berechtigt dich aber nicht dazu deinen Bekannten und Freunden ihr Essen zu verleiden, das du bis vor Kurzem genauso genossen hast.
Natürlich wird es Menschen geben, die aber genau das bei dir versuchen werden. Verweise darauf, dass es deine Entscheidung ist was du zu dir nimmst und dass ihre Meinung zu deiner Ernährung schlicht genauso wenig relevant ist wie deine Meinung zu ihrer Ernährung. Relevant wird das erst wenn du gefragt wirst oder anders herum du jemandenzu befragst.

10. Probier’s mal mit Gemütlichkeit
Du wirst zu Beginn Fehler machen, Zutaten auf den Produkten, die du kaufen möchtest, nicht genau genug lesen, dich vom gleichartigen Vegetarisch-Label in die Irre führen lassen und dich ärgern, wenn dir auf welcher Weise auch immer doch Fleisch oder ein anderes tierisches Produkt auf dem Teller landet.
Das ist ok. Ganz besonders am Anfang. Und später ist es auch in Ordnung.
Der Januar hat 31 Tage, das Jahr 2021 365 Tage. Genügen Zeit langsam in die neue Ernährung hinein zu wachsen.
Fehler sind erlaubt.

War es das? Ja, ich denke schon.
So eine Ernährungsumstellung ist eine ganz schöne Aufgabe und es ist toll, dass du dich dieser stellst.
Ich habe meinen Zugang zum Veganismus gefunden und bin immer noch und weiterhin am Entdecken und Ausprobieren.

Meinen Weg zum Veganismus kannst du in folgenden Beiträgen mitverfolgen, die ich über das Jahr 2020 hier verfasst habe.
Viel Erfolg auf deinem Weg.