Möge das Klopapier mit uns sein.

Seit Januar bin ich extrem nervös gewesen. Immer so an der Grenze zwischen Panik und „das wird an uns vorbei gehen“ – ihr wisst von was ich hier schreibe, von dem Ausbruch von Corona / COVID-19 / SARS-CoV-2 in China.
Das was da in Wuhan in China passierte ist mein persönlicher wahrgewordener Albtraum.

Der Krankheitsausbruch und diese enorm schnelle Verbreitung des Virus lies mich an einen meiner apokalytischen Träume zu Beginn meiner Depression Anfang 2015/2016 erinnern.
Dieser Traum und andere in dieser Art haben mir über Jahre beschäftigt und mir monatelang schlaflose Nächte beschert.
Kurz gefasst, ich konnte diese Träume nicht lösen. Sie endeten katastrophal für mich und meine Lieben.
Entsprechend nervös war ich, diese Situation 1:1 nun in den Nachrichten zu hören.

Nun seit diesem Monat, März, erst werden hier in Deutschland Maßnahmen zu unserem Schutz gegen das Virus getroffen.
Seit dieser verganenen Woche hat mein Arbeitgeber alle Mitarbeiter in das Homeoffice versetzt. Er hat zuvor bereits die Einschränkung von Reisen zu den verschiedenen Firmenstandorten und zu den Kunden empfohlen, aber wirklich beachtet wurde diese Empfehlungen nicht.
Es war halt nur eine oder zwei weitere Mails, die im Posteingang landeten und nur halb gelesen wurden.

Aber mir persönlich gab dieser Versuch meines Arbeitgebers eine erste Sicherheit gegen meine Bedenken und meine immer wieder auftauchende Panik.
Ich hielt mich an die Empfehlungen und saß dann dennoch vorletzte Woche noch mit den Kollegen, inklusive dem weit gereisten Kollegen aus einem anderen Bereich Deutschlands in einer 3-tägigen Schulung.
Es war zum Wände hochgehen und teilweise wunderte ich mich sehr über die Entscheidungen für diese Schulung und für die Anwesenheit dieses weitgereisten Kollegen.

Nun gut, geschehen ist geschehen.
Homeoffice nun also. Gott sei Dank.
Die Kater freut es. Und meine psychische Welt ist wieder ein Stück weit heiler als zuvor.
Auch wenn sie jedes mal wieder zusammenbricht, wenn ich die leeren Klopapierregale im Supermarkt sehe.

Es ist Angst und die Suche nach Stabilität und Sicherheit was die Hamsterkäufer antreibt, vermute ich zumindest. Und das macht mir wiederum Angst, dass die anderen Angst haben.
Gleichzeit sehe ich mit einem Blick auf die Straße, dass es immer noch enorm viele gibt, das dieses Thema kalt lässt. Und ja, auch Personen aus dem Team „Coronaparty“ sind bekannt und lässt mich trotz aller Versuche, die hier in Deutschland unternommen werden, daran zweifeln, dass wir diesen Virus halbwegs gut überstehen.
Der Faktor „Mensch“ – genauer „unvernünftiger Mensch“ – wird es verhindern und zwar in einer Art, dass wir alle, die vernünftigen wie auch die unvernünftigen den Preis dafür zahlen werden.

Ob das in meinem Traum auch so vorkam?
Nein, soviele Mitmenschen gab es da nicht. Aber ja  auch da ging es schlicht nicht nur um einen Virus, der uns den Garaus macht, sondern dass die Reaktionen der Mitmenschen und in den Abgrund führt.
Mh.. Coronaparties, Hamsterkäufe – so dass für unsere Ärzte, Pfleger, Polizisten, Feuerwehren, Reinigungspersonal und alle anderen die gerade so dringend gebraucht werden zum Schichtende nicht einmal eine Packung Nudeln da ist, Menschen die keinen Abstand halten und so sich und andere munter weiter anstecken.
Ja doch, das ist dieser Faktor „unvernünftiger Mensch“.

Ja, unsere Generation kennt diese Art der Gefahr maximal aus Büchern, Filmen oder Spielen. Also aus der Unterhaltungsindustrie.
Entsprechend irreal erscheint diese Situation den Menschen nun und vielleicht ist es auch diese Verbindung, die es den Menschen so schwer macht sich nun an die Empfehlungen und Anweisungen zu halten.

Ja, verdammt. Es ist schwierig damit umzugehen.
Aber wir müssen es lernen und zwar schnell.

Und Influencer, die nun Versuchen Kapital aus dieser Situation zu schlagen oder sich in ihren Posts meinen über andere Menschen, die weniger Mittel oder Vorräte haben als solche, die sie als ganz selbstverständlich erachten, nein, die sind in dieser Zeit sicherlich nicht hilfreich.
Natürlich nehme ich eine Yogamatte, 7kg Joghurt und teures Kokosfett mit, wenn ich fliehen müsste. Natürlich kann man nun einem kleinen imaginären Jungen, der tödlich am Virus erkrankt ist, seinen letzten Wunsch in Form eines Fortnite Spiels mit einem solchen Influencer gewähren…

Und ich überlege hier ernsthaft welches Rezept ich euch hier als nächstes veröffentliche um euch nicht nach draußen zu treiben und fehlende Zutaten suchen zu lassen. Gleichzeitig sollten die Rezepte aber noch nicht zu sehr puristisch sein. Wir haben hier alles. Die Supermärkte sind voll von Frischware.

Tja und nun..
..überlege ich mal weiter, welches Rezept ich hier veröffentliche und das mache ich vom Sofa aus.
Die Kater werden mich beraten.

Und ihr achtet bitte auf euch.
Bleibt gesund, verbreitet das Virus nicht unnötig weiter, haltet zusammen aber haltet Abstand zu Personen außerhalb eures Haushalts.
Es kommt auf jeden einzelnen von uns an, wie wir diese Situation nun überstehen.

Möge das Klopapier mit uns sein.

2 Kommentare

Hallo Karina,Lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar.Ja, ich bin weiterhin gespannt wie und mit wievielen und welchen Opfern wir aus dieser Situation heraus kommen.Bleib gesund und lass dich nicht anstecken.LG

Hallo Martha,
ich bin über den #pmdd zu deinem Blog gekommen und irgendwie hat mich diese Überschrift so angesprochen, dass ich es lesen musste. ;o) Mir geht es ähnlich wie dir mit deinen Gedanken zu dieser verrückten Zeit. Früher (also laaange Zeit vor dieser Krise) habe ich immer gesagt "Die Menschheit richtet sich selbst zu Grunde" und genau jetzt passt das leider irgendwie. Ich habe keine Verständnis für die Corona-Partys und für Menschen, die das alles (immer noch) als Lachnummer sehen und sich nicht an die Anweisungen von oben halten. Diese Menschen haben den Knall leider noch nicht gehört … Schade finde ich auch das Hamstern, aber wie du sagst, das machen manche wahrscheinlich aus reiner Angst heraus – der Mensch wird da von seinen Urtrieben getrieben und kann da nur bedingt etwas dagegen tun.
Bei mir auf der Arbeit (öffentlicher Dienst) kommt ab morgen die Schichtarbeit im Home-Office. Zuerst Team 1 für zwei Wochen, danach Team 2 für zwei Wochen. Dann müssen wir damit hoffentlich nicht weitermachen, da wir als Rathaus-Mitarbeiter nur schwer Home Office machen können. Ich bin gespannt, was die nächsten Wochen mit sich bringen und hoffe auf das Beste …
Liebe Grüße aus Oberfranken, pass auf dich auf und bleib gesund,
Karina

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