Es müssen keine 100% sein

Der Veganuar oder Veganuary neigt sich dem Ende zu und wahrscheinlich hast du dich in den letzten Wochen mehr oder weniger erfolgreich mit der veganen Ernährung auseinander gesetzt, anders gekocht als bisher und mehr oder weniger neidisch auf die Wurstscheibe auf dem Brötchen von deinem Partner am Frühstücktisch geschielt.
Optimalerweise hast du dich nicht von denen blenden lassen, denen der Umstieg auf die vegane Ernährung sofort wunderbar gelungen ist und du hast vielleicht aber festgestellt wie das mit der veganen Ernährung für dich persönlich funktioniert.Das hoffe ich zumindest. Denn an sich, und auch wenn es vielfach im Internet anderes steht, ist eine vegane Ernährung nicht so kompliziert.
Natürlich kommt es sehr darauf wie du dich zuvor ernährt hast. War dein bisheriges Essen sehr fleischlastig und Gemüse nur und ausschließlich, wenn überhaupt, zur Beilage degradiert, dann wird es dir sicherlich komisch vorkommen nun statt einem Schnitzel Tofu oder Gemüsescheiben in die Pfanne zu hauen.
Hast du dich zuvor bereits hauptsächlich vegetarisch oder vielleicht sogar schon halb vegan ernährt, dann ist dieser Schritt hin zur veganen Ernährung um so kleiner. (Was aber nicht heißt, dass auch dieser kleine Schritt für den Ein oder Anderen nicht auch besonders schwierig sein kann.)

Ich habe mich damals zu Beginn dazu entschieden nicht mit der deutschen Küche anzufangen. Ich persönlich habe die deutsche Küche als sehr fleischlastig kennen gelernt. In anderen Ländern und in ihrer Kochweise sind für mich mehr vegane und vegetarische Gerichte ansprechend und genau das habe ich für mich genutzt.
Damit war der Umstieg für mich deutlich leichter als wenn ich von Leberkäse, Schweinshaxe und Co. ausgegangen wäre.

Jetzt nach 2 Jahren bin ich wirklich sicher im veganen Kochen und Backen. Ich muss jetzt nicht mehr lange überlegen was ich mir kochen möchte und mir fallen auch nicht als erstes omnivore Gerichte ein.
Dennoch gibt es immer noch Zeiten in denen mir nach Blutwurst, Nackensteaks, Fisch und Meeresfrüchten ist. Gerade vor ein paar Wochen war mir sehr nach Garnelen oder sowas in der Richtung. Aber meist sind diese Gelüste einfach nur der Erinnerung an diese Gerichte geschuldet und recht schnell kommt bei mir dann der Gedanke, dass sich die Zubereitung und der Verzehr davon sich schlicht und ergreifend nicht lohnt um ein Leben zu beenden und es dann tatsächlich nicht so überragend schmeckt, wie gedacht.

Gerade am Anfang ist es vollkommen ok sich mehr Zeit zu lassen um in diese Ernährungsform hinein zu wachsen. Immerhin hast du dich Jahrzehnte lang vollkommen anders ernährt. Da darfst du dir also gerne mehr als nur einen Monat Zeit geben um dich mit dieser neuen Ernährung anzufreunden.
Du wirst sicherlich auch festgestellt haben, dass einige von den so hochgelobten veganen Gerichten oder auch Zutaten dir einfach nicht zusagen. Dass du diese Hefeflocken einfach nicht so lecker findest, mit Tofu wenig anfangen kannst und dieser vegane „Frischkäse“, den du ganz mutig probiert hast, einen unschönen Nachgeschmack hat.
Das ist ok.
Ich denke mir bei manchen dieser Empfehlungen auch, dass das jetzt nicht unbedingt in mein Universum, in meine Geschmackswelt, passt. Aber wir sind ja auch nicht an das eine Produkt und an die eine Zutat gebunden. Wir leben in einer Zeit und in einer Gesellschaft, in der Nahrungsmittel im Überfluss vorhanden sind.

Wenn also dieser eine Monat jetzt „nur“ dazu geführt hat, dass du in deine bisherige Ernährung das ein oder andere vegane Gericht hinzufügst, auf die Wurst auf dem Frühstücksbrötchen verzichtest und dafür lieber einen leckeren Aufstrich (jetzt nicht unbedingt Streichwurst) verwendest, dann ist das schon etwas.
Die allermeisten von uns sind nun mal mit einer omnivoren Ernährung aufgewachsen. Und Gewohnheiten zu ändern ist und war noch nie einfach.
Gebe dir also die Zeit, die du ganz persönlich brauchst.