Surströmmings Sandwich / Surströmmingsklämma (2 Portionen)

Zum Rezept

Irgendwann im April oder im Mai ist mir der Geduldsfaden gerissen.
Eine meiner Youtuber/Influencer, die ich bis dato auf ihrem Kanal ganz gerne verfolgt und ihre Videos ganz gerne angesehen habe, widmete sich einer Surströmming Dose… und zwar in einer Art und Weise, wie man es bereits von ganz vielen anderen Youtubern gesehen hat. Es ist wohl scheinbar absolut im Trend sich dieser Spezialität nur und ausschließlich in einer Art „Kotz-Übelkeit“ Challenge zu begegnen.
Nein, damit bin ich nicht einverstanden.
Also habe ich mir selbst solch eine Dose bestellt um zu sehen ob man das wirklich der einzige Weg ist sich dieser Dose zu widmen oder ob das nicht doch vielleicht ganz lecker ist.

Kaum bestellt beschäftigte ich mich ein paar Tage damit sämtliche Informationen zu sammeln. Wie wird es hergestellt, wie wird es aufbewahrt und wie isst man es?

Surstömming ist ein Ostseehering, der in Salzlake in offenen Behältnissen gelagert und dadurch fermentiert wird. Anschließend wird der Fisch in Dosen verpackt, in denen der Gärvorgang fortgesetzt wird. Der Verkauf der Fischdosen startet jährlich am dritten Donnerstag im August, das ist die sogenannte Surströmming Premiere. So hat der Fisch bereits eine gewisse Zeit in der Dose hinter sich in der er noch weiter gegoren ist. Je länger der Fisch gärt, desto weicher wird das Fleisch. Dieser Vorgang ähnelt hier fast einem Reifeprozess wie bei Käse oder Wein.
Um den Gärprozess zu stoppen oder zu verlangsamen empfiehlt sich eine gekühlte Lagerung. Die Fischdosen werden in Schweden auch bereits gekühlt verkauft.
Durch die Gärung des Fisches und der dabei entstehenden Gase wölbt sich die Konserve, entsprechende Vorsicht ist auch beim Öffnen der Dosen angeraten.

Wenn man sich auf Instagram umschaut bekommt man einen guten Eindruck davon wie man den Fisch am besten isst. Dabei habe ich vorrangig zwei Varianten und Mischungen daraus entdeckt.
Die Eine, wohl die klassische Kombination, mit Zwiebeln und Dill und die Andere etwas moderner mit Tomaten und Frühlingszwiebeln.
Grundsätzlich ist aber immer eine Art Fladenbrot im Spiel, das mit Butter oder Margarine bestrichen wird und mit gekochten Kartoffelscheiben belegt wird. Darauf werden dann Stücke vom Surströmming gelegt und darauf kommt etwas saure Sahne und darauf wiederum dann die Zwiebeln und der Dill oder eben die Tomaten mit den Frühlingszwiebeln oder, wenn einem danach ist, alles davon.

Soweit so gut. Das sieht gut aus und so schlimm kann das ja nun doch nicht sein. Wenn ich daran denke, was bei uns in Deutschland es alles für kulinarische Spezialitäten gibt, die wahlweise nicht gut aussehen oder nicht gut riechen, da ist ein Surströmming sicherlich in guter Gesellschaft.

Als die Dose bei mir ankam habe ich sie erst einmal im Kühlschrank gelagert und dort blieb sie auch bis kurz vor der Öffnung. Meine Essensplanung sah vorerst anderes vor, so dass ich mich erst nach ca. 1-2 Wochen an das Surströmming Projekt wagte.
Dann aber war es soweit.
Alle Zutaten waren da und sogar ein kleines Fladenbrot mit schwedischer Flagge auf der Tüte habe ich bekommen. Ein Soft Bröd. Vielleicht nicht das richtige, aber sicherlich näher dran als unser deutsches Brot.
Die Kartoffeln wurden gekocht und dann ging es spät Abends bewaffnet mit zwei Mülltüten, einem Tuch, einer gut schließenden Box, einem Dosenöffner und der Dose nach draußen.

Dose in Tüte, Dosenöffner in der Tüte an die Dose angesetzt und von außerhalb der Tüte die Dose langsam mit dem Öffner geöffnet.
Keine Explosion und die Geruchsbelästigung hielt sich sehr in Grenzen aber nach Veilchen roch es nun nicht, wie auch? Ein fermentierter Fisch riecht halt nun mal etwas muffig. Wenn ich den Geruch beschreiben müsste würde ich wohl angeben, dass dieser Geruch aus der frisch geöffneten Dose nach sehr alten vergammelten Matschsocken roch, die niemals richtig trocken werden und die man eigentlich wegschmeißt.

Einen Teil der Einlegeflüssigkeit aus der Dose habe ich direkt in die Mülltüte gekippt. Der Fisch landete in der Lebensmittelbox und diese wurde fest verschlossen. Die Dose kam in die zweite Mülltüte, diese fein verknotet in die Tonne für den gelben Sach und die Tüte mit der Flüssigkeit ebenso sehr gut verknotet in den Restmüll.

Wieder in der Wohnung habe ich die Fischfilets erst einmal kurz abgespült und die Rückenflossen der Fischchen entfernt.
Ich bin mir nicht sicher ob das so hätte sein müssen, aber ich empfand es als angemessen.
Und schon war ich dann dabei mir die Surströmming Sandwiches zusammen zu basteln.

Es ist von beiden vorhin genannten Varianten erst einmal je ein Brot entstanden.
Es wurde vorsichtig probiert, es für sehr gut empfunden und schon bastelte ich mir die Sandwiches Nummer 2 und 3 nach der klassischeren Variante mit Zwiebeln und Dill.

Der Geschmack vom Fisch erinnerte mich sehr stark nach einem sehr alten Käse, aber natürlich mit einer anderen Konsistenz. Also weder sonderlich abstoßend noch Übelkeit erregend.
Ich hatte mir dann auch am nächsten Tag nochmal einige solcher Brote gemacht und kam zu dem Schluss, dass das wirklich lecker ist.
Ja  ich würde das nochmal essen und ca. 2 Wochen später, als es für meine Verhältnisse schon ordentlich heiß war, dachte ich wirklich, dass so ein Surströmming Sandwich jetzt eigentlich genau das richtige wäre.
Es passt zu heißem Wetter, wenn man nicht viel essen mag. Diese Art Sandwiches bringen alles mit, was man an heißen Tagen braucht.

Insofern würde ich euch es tatsächlich mal empfehlen so ein Surströmmingsklämma zu probieren. Ich empfand es wirklich als sehr lecker.
Aber wie alles ist das natürlich Geschmackssache.

Ich hatte mir übrigens eine Dose mit Surströmming Filets mit einem Gesamtgewicht von 440g und einem Abtropfgewicht von ca. 300g gekauft.
Die Filets da drin haben für ca. 8 Brötchen gereicht.
Meine Dose wurde am 11. Juli 2019 um 08:37 Uhr abgefüllt.

Surströmmings Sandwich / Surströmmingsklämma (2 Portionen)
Gesamt ca. 680kcal, pro Portion ca. 340kcal
2 weiche kleine Fladenbrote (Beispielsweise ein Soft Bröd)
etwas Butter oder Margarine
2 mittelgroße Kartoffeln
1-2 Surströmmings Filets
ca. 10 TL saure Sahne

Für die klassische Variante:
eine halbe kleine rote Zwiebel
etwas klein geschnittener Dill

Für die modernere Variante:
eine Frühlingszwiebel
ein paar in Scheiben geschnittene kleine Tomaten

Zubereitung
Die Kartoffeln kochen und in Scheiben geschnitten auskühlen lassen.
Die rote Zwiebel und den Dill fein hacken für die klassische Variante. Für die modernere die Frühlingszwiebel in feine Ringe und die kleinen Tomaten in dünne Scheiben schneiden.
Mit der Margarine das Brot bestreichen.
Die Kartoffelscheiben darauf verteilen.

Die Surströmming Filets in Stückchen auf die Kartoffelscheiben legen. Darauf den Sauerrahm verteilen und darauf jeweils die Zwiebeln und den Dill bzw. die Tomatenscheiben und die Frühlingszwiebeln geben.

Quellen und weitere Informationen:
https://www.flaneurin.at/der-surstroemming-kulinarischer-analphabetismus/ (Leider ist die Seite nicht mehr erreichbar.)