Und woher kommst du? – Die Frage nach der Herkunft

Kennt ihr diese Frage? Diese Frage auf die als Antwort nicht deine aktuelle bewohnte Stadt oder das Land ausreicht auch wenn du genau da auch geboren bist?
Grund für die Frage an mich war bei den Meisten schlicht meine Körpergröße, die in diesen Gesellschaften als schlicht zu klein und damit „Nicht-Deutsch“ eingeordnet wurde.

Regelmäßig durfte ich die Fragenden dann gehörig enttäuschen.
1. Ich bin gebürtiger Ulmer (Baden-Württemberg, Deutschland)
2. Meine Eltern sind ebenfalls Deutsch
3. Meine Großeltern sind, soweit bekannt, ebenfalls Deutsch. (Und besonders ein Zweig der Familie ist und war sehr stolz darauf Deutsch zu sein.)

Nun, solche Fragerei darf man nicht zu wichtig nehmen. Allenfalls nervt es und zeigt aber auch gleichzeitig in welcher Schublade sich die Fragenden bewegen.
Und immerhin sehe ich ausreichend „Deutsch“ aus um nicht Ziel von Rassismus zu sein.
Ich hätte diese Fragerei also schlicht vergessen können und mich darauf beschränken können Fragende mit einer Aneinanderreihung von wüsten schwäbisch-bayrischen Schimpfwörtern in die Flucht zu schlagen.

Das gelang mir aber nicht, einfach weil sich verschiedene Familienteile regelmäßig damit beschäftigen warum ich so aussehe, wie ich eben aussehe. Wieso habe ich andere Augenwinkel als alle anderen in der Familie? Wieso liegen meine Talente so abseits von denen, die in der Familie vorherrschen und wieso verdammt nochmal führe ich die Reihe der Studienräte, Lehrer, Professoren und Doktoren nicht fort?
Kurz zusammengefasst, die eigene Familie war einerseits sehr stolz darauf Deutsch zu sein und andererseits war da aber wohl ein Stück Unsicherheit, der dann schlicht auf den jeweils angeheirateten Familienteil geschoben wurde und ich durfte dabei als Projektionsfläche dienen.

Nun gut. Mittlerweile sind Gentests ja nicht mehr nur besonderen wissenschaftlichen Zwecken vorbehalten.
Jeder Mensch kann Auskunft über seine DNA einholen. Man kaufe sich dafür im Internet ein entsprechendes Kit eines Herstellers, den man sich zuvor ausgesucht hat und los gehts.
Bei den Herstellern oder besser gesagt Anbietern, die ich mir angesehen hatte, funktioniert die Analyse aufgrund einer Speichelprobe mittels Spucke in einem entsprechenden Röhrchen oder aber als Wangenabstrich.
Es wird entsprechend versiegelt und mit dem beiligenden Material verpackt und verschickt. Und dann beginnt das Warten auf die Ergebnisse.

Bei mir hat das recht genau einen Monat gedauert vom Probe verschicken bis die Ergebnisse mir zur Verfügung standen.
Und diese Wartezeit sollte man übrigens nutzen um sich anzueignen die Ergebnisse eines solchen Tests auch interpretieren zu können.

Ob es Überraschungen gab? Ja und Nein.
Nun, mittlerweile kenne ich die Geschichtchen des einen Familienzweiges und sortiere sie gerne in die Kategorie Dichtung und Wahrheit ein. Und genau das hat sich auch heraus gestellt.
Ja, vielleicht hatten wir mal einen Vorfahren in oder aus Frankreich. Aber eben nicht in der erträumten zeitlichen Nähe, wie das gerne vermittelt wurde.
Gleichzeitig hat meine Abstammung deutlich weniger mit den Sudetendeutschen zu tun als gedacht.
Und die Überraschung kommt von den britischen Inseln. Hier fehlt schlicht die Verbindung. Mutmaßlich müsste es nach dieser Auswertung in der 4. Generation vor mir einen oder vielleicht sogar mehrere Ahnen aus dem britischen Raum geben. Also auf der Ebene der Urgroßeltern in der Zeit zwischen 1780 und 1860. Und genau ab dieser Generation weiß ich rein gar nichts von meinen Vorfahren, nicht einmal mehr die Namen.

Für mich ist dieses Ergebnis recht positiv und gleichzeitig spannend.
Es entarnt einige Geschichtchen und beinhaltet aber gleichzeitig noch eine Option in deren Richtung ein Nachforschen sich lohnen könnte.

Tatsächlich war in mir lange der Wunsch nach Großbritannien auszuwandern. 2016 habe ich dafür tatsächlich ein passendes Jobangebot bekommen ohne danach tatsächlich gesucht zu haben. Aber ich war noch nicht bereit dazu. Und nun mit dem kommenden Brexit ist dieser Wunsch von damals tatsächlich erst einmal auf Eis gelegt. Es zieht mich gerade nicht dorthin, auch wenn ich England weiterhin absolut fantastisch und faszinierend finde. (Diese Faszination ist übrigens nicht unbedingt ausgehend von der Royal Family. Auch wenn diese und ihre Geschichte untrennbar mit Großbritannien und dessen Geschichte verbunden ist.)

Nun, als ob ich es vorhergesehen hätte erwartet euch in der nächsten Zeit eine ganze Reihe an britischen Rezepten hier auf dem Blog.
Ja, ich mag die britische Küche sehr und davon bekommt ihr ab der kommenden Woche einiges zu lesen.