Aus dem Kaninchenbau #notjustsad

 Ja, ich bin da halb wieder hinein gerutscht am Anfang des Monats und jetzt erst diese Woche schaffe ich es wieder hinaus.
Nachdem die Bewältigung und Vermeidung solcher aktuten Phasen der Grund für die Existenz dieses Blogs ist, nehme ich euch nun einfach mal mit.
Vorab:
Ich bin seit 2017 in psychiatrischer und psychologischer Behandlung. Und ich habe Medikamente, die meinem Körper helfen den Serotoninspiegel oben zu halten.
Wie generell hier alles auf dem Blog spiegelt das Geschriebene meine Erfahrung und mein Umgang mit meiner Depression wider.
Meistens erkenne ich den Auslöser dieser akuten Phase nicht direkt. Es gibt keine Situation, die ich als für mich in diesem Sinne gefährlich einschätzen kann um dann entsprechend vorsichtig mit mir zu sein.
Jetzt, fast Ende März kann ich sagen was der Auslöser war: Der „Nicht-Kontakt“ zu einer Person.
Ein „Nicht-Kontakt“, eine „Nicht-Erreichbarkeit“ ist an sich nichts Außergewöhnliches oder Schlimmes und es gibt auch Nichts was man in so einem nicht zustande gekommenen Kontakt hinein interpretieren müsste.
Zumindest in der Theorie.
In der Praxis habe ich diesen „Nicht-Kontakt“ am 03.03. als Kontaktabbruch gedeutet und mich damit selbst auf die Rutschbahn* in den Kaninchenbau begeben. Dass so eine Rutschbahn keine Bremse hat, muss ich euch nicht sagen. Das wisst ihr. Aber es gibt Stellen an denen rutscht man schneller und an manchen geht es langsamer nach unten.
Ein paar Tage später habe ich realisiert wie es mir gerade geht und was meine Gedanken gerade wieder mit mir machen. Und damit saß ich dann erst einmal auf einem Plateau und sah mir genauer an wo ich da schon wieder gelandet bin – mitten im Kaninchenbau.
Nun hieß es erst einmal den Status halten und nicht noch weiter abzustürzen oder diese Rutsche, wenn wir gerade schon bei diesem Sinnbild sind, weiter herunter zu rutschen.
Das ist anstrengend. Es kommen mir Gedanken in den Kopf gegen die ich intervenieren muss. Ich muss erkennen ob diese Gedanken nun Teil der Depression sind und wenn ja, dann muss ich dagegen steuern und das gelingt mir wenn überhaupt am besten noch mit rationaler Logik.
Gleichzeitig aber darf ich nicht alles ausblenden, weil Emotionen, Zweifel und Ängste bis zu einem gewissen Grad eben durchaus zum Leben gehören und ich auch zulassen darf.
Und auf diesem Plateau saß ich nun eine ganze Weile bin ich nun vor ein paar Tagen wieder einigermaßen frei von diesen Gedanken war. Damit ist der Weg nach oben und aus dem Kaninchenbau heraus grundsätzlich wieder frei.
Aber habt ihr schon einmal versucht eine Rutsche wieder hoch zu klettern?
Ja, das dauert und ist alles andere als leicht.
Was mir dabei immer hilft sind meine eigenen Strukturen. Teilweise stellen sie eine Art unsichtbare Leiter dar, die ich dafür nutzen kann auf dem Plateau mich zu halten und eben auch den Weg nach oben wieder zu versuchen.
Angefangen bei den Katerchen, die mindestens ein Frühstück, Mittagessen und ein Abendessen wollen, saubere Klos, Fellpflege und regelmäßig Gekuschelt und Bespielt werden sollen. Diese drei Katerchen bewahren mich, seit dem ich sie bei mir habe vor völligen Abstürzen und damit die Rutsche bis zum Ende runter zu rutschen und vor einer Art „Selbstzerstörungsknopf“ zu landen.
Dann gibt es eine Essensplanung, eine Planung für Blogbeiträge, verschiedene Wünsche und Träume, das Balkonprojekt und seit Neuestem auch die Hoffnung auf eine frühere Impfung gegen Covid (dank der Einstufung in Impfgruppe 2) und auch so etwas lapidares wie recht genaue Zubettgehzeiten und das samstägliche putzen der Wohnung gehört dazu.
Das alles sind Teile dieser Leiter, die ich aktuell dafür nutze wieder aus diesem Kaninchenbau heraus zu kommen und diese verflixte Rutsche zu verlassen.
Allerdings gibt es auf diesem Weg nach oben einige Fallstricke und sehr lockere Leitersprossen. Auf diesem Weg sind grundsätzlich weitere Abstürze wieder möglich, auch wenn ich das Gefühl habe, dass sie aktuell weniger auftreten, wenn ich dann den Weg nach oben aus dem Kaninchenbau heraus.
Es geht also weiter aufwärts. Aber dieser Kampf mit sich selbst ist enorm anstrengend. Er kostet unendlich viel Kraft und man möge mir in dieser Zeit die gelegentlich heraus gerutschten flappsigen Sprüche verzeihen sofern sie denn tatsächlich rauskommen. Gelegentlich trifft das den ein oder anderen Kollegen. Wobei ich dann immer sehr hoffe, dass diese Kollegen damit in irgendeine Weise umgehen können.
Für dieses Wochenende ist einiges am Balkon gedacht und geplant. Ich bin selbst gespannt wie weit ich komme. Wobei es tatsächlich gar nicht wichtig ist welchen Fortschritt ich mit dem Balkon machen. Es ist für mich in der Hinsicht einfach nur wichtig tatsächlich damit anzufangen oder weiter zu machen um eben einen eventuellen erneuten Absturz verhindern.