Ulm: Das Steinhaus – Ulms ältestes Gebäude

Nein, das schiefe Haus in Ulm, das so beliebt bei Touristen und auch bei Ulmern ist, ist nicht das älteste Gebäude der Stadt. Das ist das Steinhaus. Aber fangen wir mal ganz weit vorne an.
Am 22. Juli 854 wurde die Pfalz „Hulma“ erstmalig in einer Urkunde erwähnt. Man geht davon aus, dass die Pfalz aus Häusern aus Holz und Lehm bestand, so dass sich heute davon kaum Überreste davon finden lassen. Sie wird aber im Bereich des Weinhofs vermutet. Mit dem Lauf der Zeit gründete sich weiter flussabwärts in der Nähe der heutigen Herdbrücke ein Viertel, das durch das Kloster Reichenau geprägt wurde und bisher als zweite „Keimzelle“ für die Stadt Ulm gilt.

Dort ließ sich im 12./13. Jahrundert ein kaiserlicher Notar mit dem Namen „Marquard“ nieder und erbaute sich dafür unter anderem ein Steinhaus mit angebauter Kapelle. Historiker schätzen, dass das Gebäude um 1165 herum entstanden ist. Und damit ist es das älteste Haus Ulm, das heute noch zu bestaunen ist.

Front des Steinhauses vom Grünen Hof aus

Beurkundet ist eine Übertragung des Besitzes von Marquard an das Kloster Salem 1222 welches dann 1246 das Haus mit Kapelle an das Kloster Reichenau übertrug. Später dann 1446 wurde dieser Besitz an Bürgermeister und den Rat der Stadt Ulm bevor es nur 40 Jahre später an das Kloster Ochsenhausen ging mit geteiltem Nutzungsrecht mit der Stadt Ulm. 1530 wurde Ulm evangelisch und begann damit Kirchen in und vor der Stadt zu schließen, Altäre und Weiteres daraus zu entfernen und so weiter. Das betraf auch das Steinhaus mit der angegliederten Nikolauskapelle. So wurde auch die Fassade des Gebäudes mehrfach profanisiert um dem Gotteshaus jeglichen Prunk zu nehmen und für nicht-lithurgische Zwecke zu verwenden.

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde das Steinhaus mit der Nikolauskapelle schwer beschädigt, wie auch der Rest von Ulm und Neu-Ulm in Schutt und Asche lag. In Neu Ulm wurden ca. zwei Drittel der Gebäude und Verkehrswege zerstört und in Ulm sah das sicher nicht anders aus. Ab 1978 wurde die Nikolauskapelle mit dem Steinhaus restauriert. Die Mühen wurden 1984 von der Organisation Europa Nostra (https://www.europanostra.de/) prämiert.

Heute kann das Gebäude für Veranstaltungen gebucht werden und gegen Anfrage besichtigt werden. Es finden vereinzelt Führungen in dem Gebäude statt.

Adresse:
Neue Straße 102, 89073 Ulm

Lageplan des Steinhauses mit Kapelle
Screenshot aus Google Maps am 16.02.2024.

Quellen:
https://www.ulm.de/tourismus/stadtgeschichte/geschichte-der-stadt
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nikolauskapelle_und_Steinhaus
https://home.bawue.de/~wmwerner/grabung/ulm1.html
https://tourismus.ulm.de/de/entdecken/sehen-und-erleben/sehenswuerdigkeiten/historisches/gruener-hof-ulm