Wie ich aus einem mentalen Zusammenbruch wieder herauskomme

Mein letzter mentaler Zusammenbruch war in der Nacht vom 14. (Di) auf den 15. September (Mi)
Ausgelöst war er durch Überlastung auf der Arbeit und Überforderung bei all den anderen Baustellen und die Sorge um einen Kater, bei dem als Nebenbefund etwas unschönes gefunden wurde. Ach ja und ein bisschen mehr Kraft hatte die Depression in diesen Tagen auch. PMS* lässt grüßen.

Das ist jetzt eine ganze Weile her. Insofern möchte ich euch heute als eine Art Fortsetzung dieses Beitrags beschreiben wie dieses „Herausarbeiten“ aus diesem Tief dieses mal funktioniert hat.

Noch am Folgetag nach dieser Nacht war mir so halbwegs klar geworden was da schon wieder los ist. Der Himmel war immer noch da ganz oben. Meine Katerchen sind bei mir, ich bin in einer warmen trockenen Wohnung und habe genügend zu Essen da.
Es herrscht also kein Katastrophenzustand.
Soweit so gut.

Ein paar Gedanken weiter war ich dann soweit, die potentielle Erkrankung des Katers ein Stück weit beiseite zu schieben. Aktuell geht es ihm sehr gut. Und ob diese Krankheit dann tatsächlich ausbricht, das kann ich nicht beeinflussen. Ich kann die Zukunft die da kommen wird nicht verändern, insofern werde ich sie auf mich zukommen lassen.

Das nächste lösbare Päckchen war die Überlastung und Überforderung auf der Arbeit.
Hier war ich erst einmal eine ganze Weile damit beschäftigt mir nahezu mantra-artig einzureden, dass ich Ich bin und im Zweifel eben andere Personen einfach nicht 1:1 ersetzen kann und auch gar nicht muss.
Ein Gespräch mit der Kollegin (lieben Gruß hier an der Stelle) hat dieses Päckchen dann doch deutlich kleiner gemacht.

Und dann war es das erst einmal.
Ja, das alles sind Gedankenprozesse. Anstrengende Prozesse weil sie vollkommen entgegen dem wirken was mich die psychische Erkrankung glauben lassen will.
Ich hatte also erstmal eine Art Plateau erreicht. Damit ging es mir grundsätzlich zwar nicht gut, aber auch nicht so schlecht. Ich war handlungsfähig.. mit Einschränkungen.

Dieses Plateau zu halten ist eine Aufgabe für sich gewesen. Immer und immer wieder sich einzupleuen, dass man die Zukunft auf sich zukommen lassen muss und ich ich bin und das vollkommen ausreichen muss, während dem man den „normalen“ Alltag stemmt inklusive der Arbeit, inklusive allem weiteren was das so kommt, war nicht einfach.
Diese temporäre Aufgabe hat kurz gesagt erst einmal bewirkt, dass ich auf der Arbeit längst nicht mehr so schnell und auch nicht mehr so aufnahmefähig war wie sonst.
Gleichzeitig war ich aber auch im Privaten in eine Art Schwebezustand und genauso wenig aufnahmefähig für sämtliches was nicht akut meine Existenz bedroht hat.
Wahrscheinlich habe ich in der Zeit also wieder einmal ein paar Geburtstage verpasst.

Nach einer Weile war dieses mental erreichte Plateau dann soweit stabil, dass ich mir die restlichen Baustellen ansehen konnte.
Ein großer Teil davon wurde verschoben auf nächstes Jahr. Eine Sache konnte ich endgültig klären und damit abschließen und eine weitere Idee wurde notiert und ist damit auch erst einmal weg.
Ich plane wahnsinnig gerne und ich handle sehr gerne vorausschauend. Aber wenn das dann zur Überlast führt, dann war es wohl Zuviel auf einmal.
Schön ein Schritt nach dem anderen gehen.
Das war also die letzte Lektion aus diesem Zusammenbruch.

Und tatsächlich bin ich nun erst seit diesem Wochenende endgültig wieder „auf den Beinen“.

Warum ich in der Zeit weiter gearbeitet habe, bis auf einen kurzen Aussetzer?
Weil mir die Arbeit und auch dieser Blog hier eine Struktur gibt. Einen Rahmen in dem ich zwingend aus diesem Gedankenkreiseln aussteigen muss.
Ohne diese Struktur waren die Auswirkungen eines solchen mentalen Zusammenbruchs deutlich verheerender als sie es so schon sind.

Und ja. Jeder Zusammenbruch dieser Art lehrt mich gewisse Lektionen, die, wenn es gut läuft, mir helfen beim nächsten mal besser oder durch diese Zeit zu kommen.
Im letzten Beitrag hatte ich diesen Zustand mit dem Bild eines stockdunklen Raums erklärt ohne Fenster, Tür und Raumklang.
Kennt ihr diese Deckenlampen, die einen Zugmechanismus haben um sie anzuschalten. Diese Lektionen und das Erreichen eines dieser mentalen Plateaus könnte man sich als eine Art Treppen- oder Leiterstufen vorstellen, die mir dann letztendlich dabei helfen an dieser Kordel der Lampe heran zu kommen um das Licht wieder anzuschalten.

Das war nun mal eine Beschreibung wie dieses Herausarbeiten aus so einem Zusammenbruch bei mir funktioniert. Und ja, ich bin wirklich froh, dass ich diese mentale Stärke irgendwie in mir habe. Ohne die wäre ich definitiv deutlich schlechter dran.

*PMS = Prämenstruelles Syndrom

Weitere Informationen und Hilfsangebote:
www.deutsche-depressionshilfe.de
Deutschlandweites Info-Telefon Depression: 0800 3344 533 (kostenfrei)

2 Kommentare

Das stimmt natürlich. Bei jedem ist so eine Depression anders. Aber in dieser Grundstimmung war ich auch schon. Das liegt jetzt aber auch ein kleines Weilchen zurück.Ich hoffe es geht dir dann auch irgendwann wieder etwas besser.

Deine Depression scheint so anders als bei mir. Bei mir kann ich sie nicht an einzelnen Zusammenbrüchen festmachen. Es ist eine Grundstimmung, aus der mich Erfolge nicht rausholen. Mal geht es besser, mal schlechter. Ich habe mich dran gewöhnt. Wenn ich mich schlecht fühle, warte ich bis es mir besser geht. Blog und Arbeit ist nur Flucht. Ich wünsche Dir alles Gute. LG Ulrike

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